Wir berichten Euch vom SEC Ravensburg/Weingarten
Vom 21. bis 23. September 2017 haben wir, mit Unterstützung der Elobau Stiftung, ein Social Entrepreneurship Camp an der Hochschule Ravensburg/Weingarten durchgeführt.
Dabei haben 20 Studierende aus verschiedenen Fachbereichen teilgenommen. Sie waren neugierig zu erfahren, wie man soziale Herausforderungen unternehmerisch angeht und innovativ löst. Außerdem mit dabei: Zahlreiche Speaker aus der Praxis! Sie vermittelten den Studierenden aus ihrer eigenen Erfahrung heraus, worauf es ankommt, wenn man ein Sozialunternehmen gründen und aufbauen möchte.
Nils stellt das Social Business Plakat vor
Tag 1 – Donnerstag, 21. September 2017
Zu Beginn des Social Entrepreneurship Camps in Ravensburg begrüßte Nils von der Hilfswerft die Studierenden und gab ihnen einen Überblick über die anstehenden Tage. Den Einstieg in das Thema Social Entrepreneurship kam dieses Mal von Manuel Binninger und Jonas Nußbaumer von Kreatives Unternehmertum. Ausgestattet mit einem Manifest und cleveren Ideen, präsentierten sie ihr fundiertes Konzept zum Gesellschaftsgestaltertum. Besonders ist auch, dass sie mit der Raum für Bildung gGmbH und dem Büro für Umsetzung GmbH jeweils unterschiedliche Strategien verfolgen. Ist das eine für Bildungsangebote zuständig und gemeinnützig, wurde für das Büro als erstes Projekt ein Hof in einer ländlichen Region übernommen und als privatwirtschaftlicher Veranstaltungsort aufbereitet. Social Entrepreneurship ist für sie nicht eine Frage von Definitionen, sondern von einer inneren Haltung. Das Ziel einer besseren Zukunft kann dabei nur gemeinsam erfolgen, die Heldenerzählung könne nur noch über das Kollektiv erfolgen.
Oliver Queck – JobKraftwerk
Anschließend stellte sich der Gründer Oliver Queck vom JobKraftwerk als Beispiel für eine Social Enterprise vor. Das Angebot hilft Verwaltungen dabei, die Vermittlung zwischen Neuankommenden und Unternehmen mit Arbeitskräftebedarf zu erleichtern. Er berichtete, wie er bei der Gründung vorgegangen ist und welche Erkenntnisse er aus diesem Prozess zog.
Nun wurden die Teilnehmer und Teilnehmerinnen eingespannt. Nils stellte die Sustainability Development Goals (SDGs) vor und forderte auf, vorhandene eigene Ideen diesen Zielen zuzuordnen und sie kurz vorzustellen. Interessenten schlossen sich ihren Favoriten an, sodass sich letztlich fünf Projektteams bildeten. Gerade passend zu diesem Zeitpunkt war die folgende Teambuilding-Aktion, die von Norbert Christbauer von elobau organisiert wurde. In der Marshmallow-Challenge ging es darum, mit begrenztem Material und Zeit und Spaghetti als Grundlage, einen möglichst hohen Turm zu bauen.
Den ersten Tag des Camps beendeten wir dann mit einer persönlichen Ressourcenanalyse (Stichwort Effectuation), in der die eigenen Fähigkeiten identifiziert werden sollen, um so auf eine konkrete Geschäftsidee zu kommen.
Tag 2 – Freitag, 22. September 2017
Den zweiten Tag begann mit Prof. Wolfgang Ertel, der den Bogen spann von künstlicher Intelligenz zu einer nachhaltigen Entwicklung. Während am Anfang eine Einführung in AI anstand, was mit einem unterhaltsamen Experiment eines lernenden Roboters illustriert wurde, kam der hochschuleigene Dozent gegen Ende des Vortrags auf die Umweltauswirkungen zu sprechen. Er forderte mehr politische Eingriffe, um den Wachstumsdrang zu lindern.
Prof. Ertel zeigt einen lernenden Roboter
Fast entgegengesetzt zu seinem Vorredner, präferierte Prof. Thorsten Weiss die alleinige unternehmerische Produktentwicklung als Lösungsweg. Er unterschied verschiedene Inovationsarten und stellte das bald startende GROW-Programm vor, welches in der Region Gründungsinteressierte unter die Arme greifen soll.
Nach einer ersten Arbeitsphase der Gruppen und kurzer Mittagspause, gab nun Joscha Lautner vom Impact Hub München einen weiteren Impuls. Er erläuterte zunächst, wie er dazu kam, ein Coworking-Space mit Impactfokus und internationalem Netzwerk zu gründen. Dann zeigte er anhand eines typischen Startup-Prozesses auf, worauf es beim Gründen ankommt und was typische Fehler sind. Im Prozess des Gründens ist auch Stefan Schwarz, der das bestehende Regionalwert AG-Konzept in die Region Bodensee/Oberschwaben bringen möchte. Damit möchte er lokale bäuerliche Strukturen fördern und gleichzeitig mehr Mitbestimmung der Konsumenten ermöglichen.
Für die dritte Arbeitsphase stellte Nils nun das Social Business Canvas und das Wirkungslogik-Schaubild vor, um den TeilnehmerInnen mehr Orientierung für ihre Geschäftsideeentwicklung zu geben. Den letzten inhaltlichen Impuls gab dann gegen Abend der Nachhaltigkeitsbeauftragte Armin Hipper und Geschäftsführer Michael Hetzer von elobau, die anhand ihres Unternehmens zeigen, wie man in einem existierenden Unternehmen auf Umwelt- und Sozialbelange achten kann. Im Besonderen stellten sie den Gemeinwohlökonomie-Ansatz vor, dem sie sich verschrieben haben. Grundlage hierfür ist eine Matrix, in deren Nachhaltigkeitsaspekten sich das Unternehmen auditieren lässt und schließlich bilanzartig einen vergleichbaren Punktestand erhält.
Im Restaurant VIDA ließ man den Abend ausklingen
Anschließend wurden Referenten und Teilnehmer nach Ravensburg in das umweltbewusste Restaurant VIDA eingeladen, um es sich schmecken zu lassen und Gespräche informell zu intensivieren.
Tag 3 – Samstag, 23. September 2017
Unser letzter Tag in Ravensburg stellte sich in den Impulsen vor allem dem Thema Finanzierung. Ingrid Thoma ist eine wahre Fundraising-Expertin, welche auch für ihren eigenen Bildungsverein vor der Herausforderung steht, Mittel für die professionielle Vereinsentwicklung zu finden. Sie legte dar, worauf es beim Fundraising für Social Buisnesses ankommt und welche Wege man einschlagen kann. Nils erzählte im Anschluss ausführlich vom hybriden Finanzierungsmodell der Hilfswerft, welche durch ihre Gemeinnützigkeit streng auf das richtige Verhältnis zwischen Non-Profit- und For-Profit-Aktivitäten achtet.
Nach einer letzten kurzen Arbeitsphase wurde es dann ernst für die fünf Gruppen. Sie hatten fünf Minuten Zeit ihre Idee einer Jury vorzustellen, die einen Gewinner auswählen mussten. Anhand von Kriterien wie Innovationsleistung, Realisierbarkeit oder Skalierbarkeit bewerteten Michael Hetzer (elobau), Felix Habisreutinger (Habisreutinger GmbH) und Prof. Uwe Sachse die Ideen.
Diesmal wurden durch die interdisziplinären Teams eine besonders vielfältige Bandbreite an Problemlösungen geschaffen. Die Transparenz von Lieferketten sollte mit einer Plattform verbessert werden, gekühlte Packstationen sollen es Bauern erleichtern, ihre lokalen Produkte zu vertreiben, ehrenamtlicher Bedarf sollte effizienter bedient werden und die nachhaltigen Seiten einer Stadt sollten durch Gamification-Ansätze unterhaltsam entdeckt werden. Letztlich durchgesetzt hat sich die App-Idee Healpy, die Menschen per Smartphone schneller und mit geringeren Hemmschwellen den Kontakt zu einer psychologischen Hilfe vermitteln sollen.
Pitch-Präsentation vor fachkundiger Jury
Nach den Pitches und dem Feedback der Jury beendeten wir das Camp mit einem letzten Impuls von Hilfswerft-Mitglied Fabian, der aufzeigte, wie die nächsten Schritte für die entstandenen Ideen aussehen könnten und wo man sich weiter zum Thema Social Entrepreneurship informieren kann.
Wir haben uns sehr gefreut, das Camp durchzuführen. Unser herzlichster Dank geht an die Speaker und Juroren, für den wertvollen Input sowie die Studierenden für die Mitarbeit und ersten Ergebnisse. Aber auch elobau und der Hochschule Ravensburg/Weingarten gebührt unser Dank, welche das Camp und die damit verbundenen neuen Erfahrungen erst ermöglichten.