9 Schritte aus unserem Social Entrepreneurship Camp, mit denen du die Lösung gesellschaftlicher Probleme anpacken kannst

Eine Gruppe an Menschen in Comicform. In Sprechblasen stehen verschiedene Formen und Diagramme, welche verschiedene Themen symbolisieren sollen.

Lösungen für gesellschaftliche Probleme finden – ist das nicht viel zu groß für mich?

Fühlst du dich manchmal machtlos angesichts komplexer Herausforderungen wie Klimawandel, fehlender Inklusion oder Chancenungleichheit? Du wärst eigentlich gern an einer Lösung dieser gesellschaftlichen Probleme beteiligt – aber hast keine Ahnung, wie das gehen soll? Dann ist dieser Text das richtige für dich.

Wir in der Hilfswerft sind überzeugt, dass jede:r einzelne einen positiven Wandel für Gesellschaft und Natur bewirken kann: Als Sozialunternehmer:innen nutzen wir unternehmerische Mittel, um ökologische und soziale Herausforderungen zu beantworten. In unseren Social Entrepreneurship Camps bringen wir anderen Menschen bei, wie sie von der Analyse einer Herausforderung zu eigenen, praktikablen Lösungen kommen.

Am Beispiel unseres Social Entrepreneurship Camps „Inklusion im Arbeitsleben“ an der Hochschule Bremerhaven zeigen wir dir, wie du das Mindset von Sozialunternehmer:innen für dich nutzen kannst! Ob du nun selbst eine Unternehmung starten möchtest oder nicht: Unsere Lösungsschritte helfen dir, neue Projekte im Beruf oder im Alltag pragmatisch anzupacken.

Illustration von drei fröhlichen Menschen, die die Arme umeinander legen oder die Fäuste jubelnd in die Höhe strecken.

1. Suche dir Mitstreiter:innen.

Die Angst, jemand anderes könnte dir eine gute Idee oder das Interesse für ein Thema „klauen“ ist meistens unbegründet! Denn in der Realität ist es viel einfacher, eine gute Idee zu haben als sie in die Tat umzusetzen.

Deswegen bilden wir in unseren Social Entrepreneurship Camps als erstes interdisziplinäre Teams. Im gemeinsamen Austausch kommen wir zu kreativeren Lösungen, profitieren vom Wissen und den Fähigkeiten anderer.

Auch auf unserem Camp zur „Inklusion im Arbeitsleben“ mit Workshop-Moderator Carsten Lessmann (links) und Mareke Menzel vom Amt für Versorgung und Integration Bremen (rechts) kamen Teilnehmende aus verschiedenen Fachrichtungen zusammen.

Workshop-Moderator Carsten Lessmann und Referentin Mareke Menzel vom Amt für Versorgung und Integration Bremen mit den Teilnehmenden unseres Social Entrepreneurship Camps "Inklusion im Arbeitsleben"
Illustration von einem Eisberg dessen Form über und unter Wasser zu sehen ist, umgeben von zwei kleinen Herzen.

2. Verliebe dich in das Problem.

Um den richtigen Hebel für einen Lösungsprozess zu finden, solltest du zuerst bewusst bei deinem Problem bleiben. Das klingt simpel für dich? Tatsächlich vermeidest du so einen häufigen Fehler von Non-Profit-Gründer:innen! Schnell sind sie so begeistert von ihren eigenen Lösungsansätzen, dass sie ihre Projekte an der Zielgruppe oder am Problem „vorbei“ entwickeln. Sie verlieben sich zu schnell in ihre eigenen Ideen – anstatt das Problem und seine Ursachen richtig kennenzulernen.

Auf unserem Camp in Kooperation mit dem Amt für Versorgung und Integration Bremen (AVIB) wollten wir die Inklusion von Menschen mit Behinderungen im Berufsleben verbessern. Denn: Obwohl viele qualifizierte Menschen mit Behinderungen auf dem ersten Arbeitsmarkt arbeiten können und auch gebraucht werden, sind ihre Hürden auf dem Weg zur Anstellung groß.

Die verdeckten Ursachen für dieses Problem sind komplex. Ein Werkzeug, um sie besser zu verstehen, ist der sogenannte Problemeisberg oder auch Problembaum. Damit erstellst du ein Schaubild rund um deine Herausforderung: Dein Problem „legst“ du auf die Wasseroberfläche. In der Spitze des Eisbergs sammelst du die Folgen und unter Wasser die Ursachen deines Problems. Nun kannst du auch weitere Fragen beantworten, zum Beispiel: Welche „Kettenreaktionen“ lösen einzelne Folgen aus? Haben deine Ursachen noch tiefer liegende Ursachen? Schaue dir die Beziehung der einzelnen Ursachen untereinander an und beschränke dich auf eine bis zwei, für die du eine Lösung entwickeln möchtest.

Eine kurze Problemfrage hilft dir dabei, bei deiner Ideenfindung auf Kurs zu bleiben.

Kasten 1: Die Problemfrage: Mit welchen Ideen können wir [Herausforderung] für [Zielgruppe] unter besonderer Berücksichtigung von [Problem-Ursache 1, Problem-Ursache 2] unternehmerisch neu gestalten?

Kasten 2: Problemfrage-Beispiel: Mit welchen Ideen können wir die fehlende Inklusion auf dem Arbeitsmarkt für Menschen mit einem amputiertem Körperteil unter besonderer Berücksichtigung von Angst vor Qualitäts- und Quantitäsmangel unternehmerisch neu gestalten?
Illustration von zwei Menschen die jeweils in die Dosen eines verknoteten Schnurtelefons sprechen. Über ihren Köpfen schweben Fragezeichen und Ausrufezeichen.

3. Lerne deine Zielgruppen kennen.

Es gibt so viele unterschiedliche Behinderungen, wie es Menschen mit Behinderung gibt. Deswegen haben sie auch individuelle Hürden und Bedürfnisse. Um ihnen ein Produkt oder eine Dienstleistung anzubieten, die ihnen wirklich hilft, mussten wir sie besser kennenlernen.

Dasselbe gilt auch für deine eigenen Herausforderungen. Definiere ganz genau, für wen du eine Lösung erstellst und beantworte grundsätzliche Fragen für dich: Welche Schwierigkeiten haben die Menschen, denen ich helfen will? Welche Angebote bekommen sie schon? Und: Haben diese Menschen Geld, um meine Leistungen zu bezahlen – oder brauche ich andere Einnahmequellen für mein Projekt?

Empathieübungen, Recherchen oder Interviews mit Vertreter:innen aus deiner Zielgruppe helfen dir, sie noch besser zu verstehen.

Illustration von drei Superheld:innen aus bekannten Spielfilmen: Yoda, Superman und Wonderwoman.

4. Suche dir positive Vorbilder.

Du kennst wahrscheinlich hunderte Filmschauspieler und Politikerinnen, Sportlerinnen oder Musiker. Aber weißt du schon alles von den Held:innen, die an der Lösung deiner Herausforderung Pionierarbeit geleistet haben? Auch sie haben mit einer Idee angefangen, so wie du! Lass dich von ihren Visionen oder von bereits funktionierenden Konzepten inspirieren.

Auf unserem Social Entrepreneurship Camp konnten die Teilnehmer:innen echte Inklusionsexpert:innen aus sozialen Unternehmungen oder öffentlichen Ämtern kennenlernen und mit Fragen löchern. Außerdem haben wir die Geschäftsmodelle von inklusiven Vorreiter-Projekten wie Discovering Hands, Inklupreneur oder Auticon unter die Lupe genommen.

Wer sind deine Held:innen?

Illustration von vier diversen Menschen, die miteinander sprechen. Ihre jeweiligen Sprechblasen vereinen sich zu einer einzigen großen Sprechblase, in der Nullen und einsen (symbol für Code), Pfeile, Graphen und Malutensilien zu sehen sind.

5. Mach den Kopf auf!

Schnell zu einer guten Idee zu kommen ist gar nicht so einfach. Denn Kreativität lässt sich bekanntlich nicht auf Knopfdruck ein- und ausschalten. Deswegen nutzen wir in unseren Camps verschiedene Techniken, die das unkonventionelle Denken fördern – und unsere kreativen Muskeln aufwärmen. Du wirst überrascht sein, wie sehr solche Methoden deinen Ideenfindungsprozess verbessern können!

Kreativtechniken wie das Brainwriting oder Crazy8 helfen dir und deinen Mitstreiter:innen beim gemeinsamen Brainstorming. Wichtig: Hierbei geht es darum, Ideen ohne Beurteilung zu entwickeln. Bei der Gruppenarbeit in unseren Camps greifen wir erst einmal alle Vorschläge auf und kritisieren unsere Teammitglieder nicht. Denn: Je mehr verrückte Ideen im Raum herumfliegen, desto besser! Auf diese Weise kommen wir in den Modus einer kollaborativen, also gemeinsamen Kreativität: Wir können verschiedene Ideen aufeinander aufbauen – und zulassen, dass sie ihre eigene Dynamik entfalten.

Illustration einer Person, die aus einem Haufen mit Notizzetteln einen einzelnen Zettel aufhebt und liest.

6. Strukturiere und bewerte deine Ideen.

In der nächsten Phase des Brainstormings bringen wir Ordnung in unsere Vorschläge. Achtung: Erst jetzt ist das Bewerten von Ideen wieder ausdrücklich erlaubt! Wichtig ist, das wir hierbei konstruktiv bleiben und alle Meinungen dasselbe Gewicht haben. Dazu kannst du zum Beispiel einen Brainstorming-Moderator aus der Gruppe zu bestimmen, der darauf achtet, dass alle gleichberechtigt zu Wort kommen.

Das Ziel ist, die vielversprechendsten Ideen in den Fokus zu rücken: Mindmapping kann dir zum Beispiel dabei helfen, die Beziehungen zwischen Ideen deutlich zu machen. Eine Bewertung eurer Ideen nach Kategorien wie „Kosten“, „Aufwand“, „Potenzial“ oder „Machbarkeit“ können deiner Gruppe helfen, ihre Favoriten zu bestimmen.

Illustration, die einen aufsteigenden Graphen mit einem großen Lineal abmisst.

7. Mach aus deiner Idee ein Geschäftsmodell.

„Warum ein Geschäftsmodell?“, fragst du dich an dieser Stelle vielleicht. Reicht es nicht aus, wenn ich meine gute Idee ehrenamtlich in die Tat umsetze?

Natürlich kannst du deine Pläne auch in deiner Freizeit realisieren. Vielleicht braucht auch nicht jede Herausforderung, die du beim Lesen dieses Beitrags im Hinterkopf hattest, ein Geschäftsmodell. Gleichzeitig hat der Weg über ein Geschäftsmodell viele Vorteile für dich:

  1. Ein Geschäftsmodell ist wie eine Bauanleitung, die deine Idee in machbare Teilschritte zerlegt – so wird sie real umsetzbar, anstatt ungesehen in deiner Schublade zu verstauben.
  2. Wenn du deine gute Problemlösung zu einem Geschäftsmodell machst, verdienst du damit eigenes Geld: Dadurch kannst du deiner Idee mehr Ressourcen (wie Zeit oder monetäre Einnahmen) widmen.
  3. Mit einer eigenen Einnahmequelle machst du dein Vorhaben unabhängig von anderen Geldgeber:innen: Du kannst deinen Wirkungsradius vergrößern und dein Projekt verstetigen.

In unseren Camps gehen wir mit der Entwicklung eines Geschäftsmodells den letzten Schritt von einer spannenden Idee zum Sozialunternehmen. Dabei hilft uns eine angepasste Version des sogenannten Business Model Canvas: Auf dem Schaubild definieren wir die einzelnen Bausteine unseres Geschäftsmodells und zeigen ihre Zusammenhänge.

Beispiel für ein Social Entrepreneurship Canvas: Auf einer Leinwand sind verschiedene Felder mit Bezeichnungen wie "Ressourcen", "Wirkung", "Kundenkontakt", "Begünstigte" und weitere eingezeichnet. Zusammen bilden die Felder ein Schiff. Auf den einzelnen Feldern kleben verschiedenfarbige Post-Its.
Illustration von drei Pfeilen, die einen Kreislauf bilden.

8. Teste deine Idee und hole Feedback ein – immer wieder!

Noch ein wichtiger Tipp aus der Gründerszene: Feedback von Expert:innen, von möglichen Kund:innen oder anderen Gründer:innen solltest du möglichst früh und während des gesamten Entwicklungsprozesses sammeln! Teste deine Lösungsidee, indem du zum Beispiel Umfragen mit deinen Zielgruppen machst oder einen Prototypen entwickelst.

Illustration von drei Personen, die glücklich aussehen und die Daumen nach oben strecken. Vor ihnen stehen mehrere Säcke mit großen Dollarzeichen.

9. Trage deine Idee in die Welt und gewinne mit einem aussagekräftigem Pitch Unterstützer:innen.

Du hast ein Team zusammengestellt, dich erst in dein Problem und dann in deine Lösung verliebt. Du hast einen Weg gefunden, Einnahmen mit deiner Idee zu generieren, hast sie weiterentwickelt, getestet, geschliffen und poliert – es ist Zeit, sie in die Welt zu tragen!

Mit einer guten Präsentation deiner Idee findest du Unterstützer:innen, die dir Türen öffnen können: Zu wichtigen Entscheidungsträger:innen, zu neuen Mitarbeiter:innen oder sogar zu einer Start-Up-Förderung. Deswegen beenden wir all unsere Social Entrepreneurship Camps mit einer Pitch-Präsentation! Ein „Pitch“ ist eine kurze Vorstellung deines Vorhabens, in der du es so gut wie möglich verkaufen willst. Dabei hast du nur wenige Minuten Zeit, um dein Publikum zu begeistern. Hier findest du ein Beispiel, wie das gehen kann!

Auf unserem Social Entrepreneurship Camp zur „Inklusion in der Arbeitswelt“ erhielten die Teilnehmenden ein Pitch-Training, bevor sie ihre Ideen vor einer Jury aus Praxisexpert:innen präsentierten. Mit dabei waren Projekte, die sich mit der Inklusion im Gartenlandschaftsbau oder dem Thema barrierefreie Stadt beschäftigen. Das Camp wurde ermöglicht durch das Amt für Versorgung und Integration Bremen.

Eine Collage aus Bildern von verschiedenen Social Entrepreneurship Camps: Zu sehen sind jubelnde Teilnehmendengruppen zusammen mit Moderator:innen und Referent:innen, Teilnehmende in Vorlesungssälen und beim Beschriften von Flipchart-Papier oder Arbeitstische mit Schreibutensilien und Kaffeetassen, auf denen mit Flipcharts und Post-Its gearbeitet wird.

Hey – hast du Lust, einen Prozess zur Lösung gesellschaftlicher Probleme im Schnelldurchlauf zu erleben?

Wir hoffen, wir konnten dich mit unseren 9 Schritten zur Lösung gesellschaftliche Herausforderung weiterbringen. Theoretisch über Problemlösungen zu sprechen, ist ganz nett – live zu erleben, wie aus Traumschlössern der Baukasten für dein Business wird, ist einmalig!

Ob du nun selbst Lust bekommen hast, eine Unternehmung zu gründen oder nicht: In unserem Camp kannst du Expert:innen treffen und Fähigkeiten lernen, die dich voranbringen!

Unsere Social Entrepreneurship Camps findest du an Hochschulen in ganz Deutschland oder auch online: Gemeinsam arbeiten wir an Herausforderungen von Klima bis Chancengerechtigkeit. Abonniere unseren Newsletter oder besuche unsere Veranstaltungsseite, um unsere Events zu finden. Unser Angebot fehlt an deiner Hochschule noch? Dann melde dich hier!