Fokusveranstaltung zum Thema „Junge Menschen stärken – Zukunft gestalten“ mit der Adalbert-Raps-Stiftung

Die zweite Veranstaltung zum Wettbewerb „Helden der Heimat“

Am 11. Februar 2017 von 10:00 Uhr bis 17:30 Uhr richteten wir unseren Blick auf die Lebenswelten von jungen Menschen. Welchen Herausforderungen begegnen unsere Kinder und Jugendliche in ihrem Alltag? Wie können wir ihnen in ihrer Entwicklung zur Seite stehen und sie situations- sowie bedarfsgerecht unterstützen? Im Mittelpunkt des Tages standen die Themen Partizipation, Bildung, Schule, Entwicklungsmöglichkeiten und Chancen junger Menschen, Freizeitgestaltung sowie der Weg vom Jugend- ins Erwachsenenalter.

Auf der Suche nach Antworten hat die Hilfswerft im Auftrag der Adalbert-Raps-Stiftung Experten aus Wissenschaft und Praxis eingeladen. Ein reger Austausch zu aktuellen Erkenntnissen und erfolgreichen Konzepten in Kombination mit praxisnahen Workshops hat Anregungen geliefert. Rund 50 Vertreter aus der Wohlfahrt und von gemeinnützigen Initiativen sowie Ehrenamtliche, Sozialarbeiter und Interessierte folgten der Einladung der Adalbert-Raps-Stiftung. Das Ziel der Fokusveranstaltung war es, sich über die Herausforderungen, erfolgreiche Projekte oder Ideen zu diesem Thema auszutauschen.

Carsten Lessmann eröffnet die zweite Fokusveranstaltung von „Engagiert in Oberfranken“

Nachdem Carsten Lessmann, Mitgründer der Hilfswerft, die Gäste begrüßte, erinnerte er noch einmal an den verstorbenen und ehemaligen Geschäftsführer der RAPS GmbH & Co. KG und Vorstand der Adalbert-Raps-Stiftung Horst Kühne. Als Ehrenbürger der Stadt Kulmbach und „Sozialakteur“ der Region, hatte Horst Kühne die Jugend immer im Blick: „Ohne Horst Kühne gäbe es die Veranstaltung heute nicht“, so Carsten. Und deswegen haben wir den Tag auch in seinem Sinne gemeinsam gestaltet und Wissen weitergegeben.

Die Eröffnungsrede hielt Jonas Pawelski, der mit seinen 19 Jahren die Frage in den Raum stellte, was eine lebenswerte Region ist und was wichtig dafür ist. Da jeder selbst in der Hand hat, wie die Gestaltung seines Umfeldes aussieht, engagiert Pawelski sich ehrenamtlich in seinem Heimatort Sömmerda und gestaltet diese Region für die Jugend damit lebenswerter. Passend dazu führte er das Zitat von Moritz Leuenberger an:

Jonas Pawelski hält die Eröffnungsrede.

„Heimat entsteht nicht durch Abgrenzung, sondern durch Verbundenheit, durch Anteilnahme und durch Mitwirkung.“

Jonas Pawelski ist in seinem Heimatort eingebunden. Er übernimmt Verantwortung, fühlt sich als wertvoller Teil einer Gemeinschaft, darf mit entscheiden und mit gestalten. Wenn das nicht ein gutes Gefühl ist: Gebraucht zu werden und etwas voran zu bringen. Und natürlich bindet ihn das auch persönlich an seine Heimat.

Jürgen Ziegler bei „Engagiert in Oberfranken“.

Mit diesen Worten von einem 19 jährigen „Jungen vom Land“ wurde in die Thematik des Tages eingeführt und mit einem Erfolgsbeispiel weitergemacht. Der Kreisjugendring hat das Projekt der „Zukunftswerkstatt“ ins Leben gerufen, deren Leiter Jürgen Ziegler berichtete. Das Projekt bietet den Gemeinden des Landkreises Kulmbach die Möglichkeit, junge Menschen in die kommunalpolitische Willensbildung ihrer Gemeinde einzubinden. Zusammen mit den jeweiligen Gemeinden und Jugendsprechern sammeln Jugendliche Wünsche und Vorschläge, aber auch Sorgen und Nöte in Gruppen-Workshops. Dabei gibt es verschiedene Ecken, wie z. B. „Lust oder Frust – So stell ich mir mein Leben vor“ oder „Wenn ich König wär…“, in denen Ideen gesammelt werden. So bezieht man die jungen Leute in die gemeindliche Jugendarbeit mit ein und diese können ihre ihre Meinung zu Themen rund um ihre Heimat äußern. Danach findet die Evaluation der Ideen und Punkte statt, welche dann dem Gemeinderat vorgestellt werden. Somit können Veränderungen zielgerichtete vorgenommen werden und der Dialog mit der Jugend beginnt.

Nach einer kurzen Kaffeepause und Input zu dem Wettbewerb „Helden der Heimat“ ging es weiter im Programm mit der Interviewrunde zum Einbindung von jungen Menschen durch Sport.

Interviewrunde mit Robert Bartsch und Kira Morandin.

Robert Bartsch von goolkids und Kira Morandin von der innovativen Sozialarbeit (iSo) erläuterten den Gästen ihre Ansätze verschiedener Sportprogramme. So z.B. das Sportprogramm BasKIDball von iSo, die an 19 Standorten in der Republik vertreten sind. Das Miteinander ist dabei sehr wichtig, denn jedes Kind kann mitmachen, mitgestalten und sich einbringen. Für die Durchführung von BasKIDball sind Kooperationen und ein großes Netzwerk von unterschiedlichsten Akteuren für jeden einzelnen Standort essentiell. Goolkids ist erst zwei Jahre jung und bietet verschiedene Sportprojekte an, denn vielen Kindern und Jugendlichen fällt der Zugang zum Sport nicht leicht. Goolkids liefert also integrative Sportangebote. Zusammenfassend wurde den Gästen in dem Gespräch vermittelt, dass die Arbeit beider Vereine nicht aus der Arbeit für junge Menschen besteht, sondern aus der Arbeit mit jungen Menschen. Sport ist dabei ein Medium für einen einfachen Zugang.

Kerstin Wilmans und die Sustainable Development Goals

Kurz vor der Mittagspause sensibilisierte Kerstin Willmans, von Global Goals Curriculum, die Gäste für einen lebenslangen Lernprozess. Der Ansatz dabei ist Bildung für nachhaltige Entwicklung, der in den Schulen anfängt. So z.B. bei der Evangelischen Schule Berlin Mitte. Das Ziel ist es, Gestaltungskompetenz an Jugendliche zu vermitteln, denn diese sind die Changemaker von morgen, für eine demokratische und friedliche, inklusive und tolerante, gerechte und nachhaltige Gesellschaft. Dieses neue Lernkonzept können „Neue Schulen“ anbieten. Dafür müssen diese eine neue Lernumgebung schaffen, durch Vermittlung von Gestaltungs-, Sach- und Methodenkompetenz sowie soziale und personale Kompetenz.

In der Mittagszeit gab es den Markt der Möglichkeiten, bei dem sich die Gäste gezielt mit Fragen an die Experten aus Wissenschaft und Politik, Sport und Freizeit, Schule und Kindergarten gewandt haben.

Der Entscheidungstheoretiker Dr. Johannes Siebert von der Universität Bayreuth startete mit seinem Vortrag in den Nachmittag.

„Bevor man Entscheidungen treffen kann, muss man erst einmal wissen, was man will. Die meisten Leute wissen gar nicht, was sie wollen.“

Um bewusst Entscheidungen treffen zu können, muss zunächst identifizieren werden, was die Ziele sind. Das kann man z.B. durch eine Wünsch-dir-was-Liste. Dabei stellen sich Alternativen heraus, die die Basis für die Entscheidungen sind. Das kann leicht auch mit Schülerinnen und Schülern gemacht werden, weil das Erlernen von der Zielerkennung und der Identifikation von Alternativen wichtig für viele Lebensentscheidungen sind. Bei der Arbeit mit jungen Menschen ist es sehr wichtig, was man will, denn dann können auch Alternativen aufgezeigt werden.

Im Programm ging es wissenschaftlich mit Professor Dr. Eberhard Rothfuss, Geografieprofessor von der Universität Bayreuth, weiter. Seine Studie zum Sozialraum Oberfranken zeigt unter anderem, dass ein wichtiger Punkt für eine lebenswerte Region das Thema Mobilität bei jungen Menschen ist. Die Infrastruktur wird sich in Zukunft verschlechtern und der öffentliche Personennahverkehr rückt in den Hintergrund. „Das Taxi Mama spielt im ländlichen Raum eine elementare Rolle“, so Rothfuss. Somit leitete er in die Podiumsdiskussion zum Thema „Mobilität und junge Menschen“ ein. Mit dabei waren Tobias Sluka vom Verkehrsclub Deutschland – Landesverband Bayern e.V. und Ralf Hoppe, Geschäftsführer von Contextplan GmbH. Start der Diskussion war die Aussage, dass sich der Staat immer mehr aus dem Mobilitätsangebot im ländlichen Räumen zurückzieht und die Regionen daher selber aktiv und kreativ werden müssen. Es müssen also Orte der Begegnung geschaffen werden, wo Themen wie Mobilität besprochen werden können. Tobias Sluka erwähnte dabei, dass die Zuverlässigkeit von Busfahrern in ländlichen Räumen, einfach auch viel wichtiger ist, als in der Stadt. Ralf Hoppe erläuterte das Projekt JugendMobil, welches er drei Jahre lang in Brandenburg betreute. Dabei verwies er auf die hohe Relevanz der Kommunikation zwischen allen Beteiligten. Es muss eine Ebene gefunden werden, um Jugendliche anzusprechen und in einen Dialog mit ihnen zu kommen.

Ein interaktiver Workshop bei Dunja Müller.

Als letzten Programmpunkt fanden drei parallel laufende Workshops statt. Dunja Müller, Kommunikationstrainerin aus Regensburg, beschäftigte sich in ihrem Workshop mit dem Umgang von Konflikten. Wie kann man den Schulalltag der Kinder gewaltfrei gestalten? Dafür mussten die Teilnehmer zunächst selber einmal lernen, was aktives Zuhören bedeutet oder wie Ich-Botschaften gesendet werden. Empathiefähigkeit ist wichtig für Konfliktlösung. In Rollenspielen wurden Konfliktsituationen verdeutlicht und den Teilnehmerinnen und Teilnehmern näher gebracht.

Karin Pfauenhauer und Torsten Tomaschek von Symbioun e.V. machten Appetit auf ein gesundes und glückliches Leben, welches in der Kita und bei den Kindern anfängt. Symbioun ist in 2.400 Kindergärten und Schulen tätig und möchten die Aufmerksamkeit auf Ernährung schon im Kinderalter angehen. Die Eltern, Kinder und Erzieher identifizieren ein Problem und Smybioun geht lösungsorientiert darauf ein.

Sophia Wunderlich von der Kindersportschule Hochfranken (KiSS) diskutierte mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern in ihrem Workshop, wie wichtig Sport für Kinder ist. Dabei ging es auch darum, welche pädagogischen Ansätze Jugendleiter, Sportlehrer und Erzieher nutzen können, um verschiedenste körperliche Betätigungen in die Übungen einzubinden. Ziel der Bayerischen Sportjugend ist, Sport, Spaß und Bewegung möglichst regional flächendeckend in Vereinen, Schulen, Kitas und Jugendzentren anzubieten. Um dieses Ziel zu erreichen betonte Sophia Wunderlich die Relevanz von Kooperationen, die sie beispielhaft anhand des Angebotes BAERchen der Bayerischen Sportjugend (BSJ) praxisnah vorstellte.

Den Tag beendeten wir mit einer Zusammenfassung und einem Ausblick auf die anstehenden Termine. Am 18. März findet die dritte Fokusveranstaltung „Senioren im Wandel – dem Alter aktiv begegnen“ im Zuge des Wettbewerbes „Helden der Heimat“ statt. Meldet euch direkt hier an!

Noch bis zum 31. März können Projekte bei dem Wettbewerb „Helden der Heimat“ eingereicht werden!!

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