Bin ich hier richtig? – Auf dem WeltWeitWissen-Kongress

Fabian war für uns auf der WeltWeitWissen, ein bundesweiter Kongress für Globales Lernen und Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Hier ist sein subjektiver Erfahrungsbericht vom WeltWeitWissen-Kongress, inklusive Links zu spannenden Webseiten.

WeltWeitWissen-Kongress Eingang

Der Weg zur Entscheidung

Lange habe ich mich schwer getan mit der Entscheidung, ob ich zum WeltWeitWissen-Kongress gehen soll. Eigentlich habe ich ja genug zu tun und Social Entrepreneurship schien nicht gerade ein Bestandteil der Planungen zu sein. Dennoch habe ich die 80 € Eintrittsgeld vorgestreckt. Denn das Motto „Lernen für den Wandel“ passt auch zu den Aktivitäten der Hilfswerft – wenn wir auch hoffen, über das Lernen hinaus zum Handeln zu kommen. Und dann war da noch das unschlagbare Argument, dass da ein Event, welches sogar Platz im Veranstaltungskalender der enorm fand, nur 7 Minuten von der eigenen Haustüre entfernt lag.

Also ab auf dem Drahtesel, hin zum Congress Centrum Bremen. Meinen Erfahrungsbericht vom WeltWeitWissen-Kongress habe ich in vier Fragen gegliedert:

Wie war die Atmosphäre auf dem WeltWeitWissen-Kongress?

WeltWeitWissen-Kongress PodiumsdiskussionDas Maritim-Gebäude war ein interessanter Kontrast zu den Ständen und Menschen. Während die Räumlichkeiten sehr nach Business aussahen, fühlte ich mich an das Lehrerzimmer meiner Schule erinnert: Pädagog*innen und Bildungsakteur*innen, mal formal, mal alternativ angehaucht. Folge: Am zweiten Tag tauschte ich mein Sakko gegen ein farbenfrohes Hemd. Bei den Podiumsdiskussionen wollte jemand sein Schlusswort singen, an anderer Stelle wurde ein Forscher aus Dortmund darauf hingewiesen, dass er gerade etwas mit von einem „Dritten Weg“ erzählte und dass das ja vom dritten Reich besetzt sei. Sprache war also ein sensibles Thema. Die Podiumsdiskussionen und Moderationen waren bunt und vorbildlich besetzt. Grundsätzlich hatte ich aber das Problem, dass mir die vorgetragenen Erkenntnisse nur wenig weiterhalfen, weswegen ich durchaus auch die Zeit und die leeren Flure nutzte, um mir einige Stände anzuschauen.

Übrigens: Es gab veganes (!) leckeres Essen zwischendurch, Viva Con Aqua-Wasser, Bio-Säfte: Von der Verpflegungsseite gab man sich keine Blöße.

 

Was gab es an Wirtschaftsbildung?

Der Bildungsmarkt wurde von einer Jury nach transformativem, innovativen und durchdachten Gehalt ausgewählt. Das Thema Wirtschaft war jedoch meist nur indirekt, das Thema Hochschulen gar nicht vertreten. Oder ich konnte die entsprechenden Stände nicht finden.

Schön, dass das Bremer Sozialunternehmen weserholz, welches wohl gerade für jegliche innovative Umgangsidee für Menschen mit Fluchtgeschichte WeltWeitWissen-Kongress Marktin Bremen herhalten muss, die Fahne hochgehalten hat. Auch FairBindung und Konzeptwerk Neue Ökonomie beschäftigen sich mit anderen Formen des Wirtschaftens. Ansonsten ging es viel um Bewusstseinsschaffung, jedoch meist auf – aus meiner subjektiven Sicht – konventioneller Art und Weise: Wie können die lieben Schüler*innen lernen, was nicht nachhaltig ist und wie verändern sie ihr Verhalten? Zumindest scheinen Wimmelbilder wohl gerade Hochkonjunktur zu haben, eine optisch schöne Methode. Das kann man am SDG-Wimmelbild Zukunft von Germanwatch oder dem Wimmelbild Klima+Flucht von JANUN e.V. bestaunen.

 

Wo ist das lösungsorientierte Denken?

Oftmals hatte ich den Eindruck, dass es vor allem darum geht, die Probleme dieser Welt zu verstehen. Aber was ist mit den Lösungen? Wie lernen die Kids, dass Sie selbst etwas dagegen tun können? Reicht es als Anreiz, einfach über die SDGs aufzuklären? Oder könnte es gerade für die älteren Schüler*innen nicht auch spannend sein, wie man ein eigenes Einkommen mit dem „Welt retten“ verdienen kann. Nachhaltige Schülerfirmen waren meines Wissens nach nicht vertreten. Auch Initiativen wie Baut Eure Zukunft haben gefehlt. Und vielleicht hätten wir uns auch einfach mal für den Markt bewerben sollen. Ich hoffe, dass man mir jetzt nicht vorwirft, falsche Beweggründe herbeizurufen, die Monetarisierung von BNE. Aber die vielen guten sozialunternehmerischen Ideen aus Deutschland und dem Rest der Welt zeigen mir auf, dass eben genau das ein Weg sein kann und auch junge Menschen begeistern kann.

 

Und was gab es sonst noch?

WeltWeitWissen-Kongress Workshop WirkungWie kann man vor Ort auf ein nachhaltiges Thema aufmerksam machen, ohne unbedingt immer vor Ort sein zu müssen? Das forum für internationale entwicklung und planung (finep) hat sein Verständnis von Casual Learning vorgestellt – samt eine geballte Ladung an Praxisbeispielen. Bildungsinhalte in den Alltag, beinahe nebenbei, vermitteln. Das ist das Ziel von Schaufensterbestückung bis Bodenaufkleber. Im Labor Entwicklungspolitik kann man sich inspirieren lassen.

Germanwatch entwickelt derweil mit dem Handprint das positive Gegenstück zum ökologischen Fußabdruck weiter. Es gibt zwar keine Maßeinheit dafür, doch je mehr Menschen erreicht und je langfristiger angelegt, desto größer dieser Abdruck. Wie man diesen erweitern und umsetzen kann, findet sich in dieser digitalen Handreichung.

Zu guter Letzt sei noch auf eine App verwiesen, mit der man ein Schnitzeljagd per App durchführen kann. Zwar nicht beim Kongress ausprobiert, verspricht die Webseite von Actionbound viele Bearbeitungsmöglichkeiten. Und für den privaten Gebrauch ist das Programm auch kostenlos.

Mein Fazit:

WeltWeitWissen ist wahrlich keine Social Entrepreneurship-Plattform, was sie aber auch nicht vorgibt. Dennoch ärgere ich mich etwas, nicht frühzeitig die Hilfswerft als mögliches Sozialunternehmen mit BNE-Auszeichnung angemeldet zu haben. Ob sie Anklang gefunden hätte? Viele Hochschulakteure schien es nicht gegeben zu haben. Einige Initiativen und Programme haben dennoch bleibenden Eindruck hinterlassen, vor allem für die Bildung im ländlichen Raum. Vielleicht wäre unser Helden der Heimat-Format sogar eine noch bessere Möglichkeit gewesen, uns einzubringen. Der WeltWeitWissen-Kongress selbst wurde jedenfalls sehr konsequent und authentisch durchgeführt.

Autor: Fabian (@fuphil) arbeitet seit August 2017 bei der Hilfswerft und freute sich über das Wimmelbild, das er vom Germanwatch-Stand mitnehmen konnte.

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