Ausspann im Portrait
Das Künstlerhaus Ausspann ist eine Begegnungsstätte mitten im Bremer Schnoor-Viertel, die es so kein zweites Mal gibt. In einem der drei ältesten Speichergebäude Deutschlands vereint sie Flüchtlingsangebote, Kultur, Kurse und Gastronomie. Geschaffen hat das Projekt Ronald Philips, dessen Weltsicht sich in seiner „sozialen Plastik“, wie er es angelehnt an Joseph Beuys nennt, widerspiegelt. Er war bei unserem Social Entrepreneurship Abend mit Impulsen zum Thema Migration zu Gast und findet: Integration kann nicht nur von der Politik gesteuert werden.
AUSSPANN
In einem Satz
Der Ausspann ist ein Künstlerhaus in Bremen, in das die Gesellschaft eingeladen ist, Integration mitzugestalten und Räume für ihre eigenen Projekte zu nutzen.
Was sind die Aktivitäten?
Ronald Philipps versteht sich als analoger und digitaler Bildhauer. Sein aktuelles Kunstwerk ist eine soziale Plastik als Gesellschaftswandel im Bremer Schnoor. Hier hat der Künstler den Ausspann angepachtet, ein Atelier eingesetzt und die Türen für die Gemeinschaft geöffnet. Das Ergebnis ist eine offene Begegnungsstätte, in denen die Räume mit unterschiedlichen Projektideen bespielt werden.
Diese bringen die Menschen von außen mit: Es gibt offene Ateliers, in denen mit Ölfarben gearbeitet oder getöpfert wird, sowie Raum für Nähgruppen, Spielenachmittage, Workshops, Folksessions, Ausstellungen oder Flüchtlingsangebote. Im Ausspann können sich Geflüchtete engagieren und gleichzeitig Unterstützung bekommen, beispielsweise durch Tandems, Sprachförderung oder Mathematiknachhilfe.
Inzwischen partizipieren mindestens 400 Geflüchtete pro Woche an unterschiedlichen Projekten und nutzen die Räumlichkeiten. Dabei knüpfen sie Kontakte und pflegen Freundschaften mit den Einheimischen. Über 100 Ehrenamtliche unterstützen die Gruppen dabei mit ihren unterschiedlichen Projekten und halten den Ausspann am Leben. Und schließlich bildet überdies ein gastronomisches Angebot eine Klammer, die Kunst und Integration, Bremer und Touristen, Kultur und Küche zusammenbringt.
Wie ist es entstanden? Woher kam die Motivation?
Ronald Philipps verbrachte längere Jahre im Ausland, wo er unter anderem für die UN in Flüchtlingslagern arbeitete. Als 2015 nach seiner Rückkehr nach Deutschland wieder größere Migrationsströhme aufkamen, weckten diese alte Erinnerungen an die Camps. Roland, der schon vor der Einrichtung des Ausspanns im Schnoor aktiv war, beschloss daher andere Projekte in Übersee abzusagen – und stattdessen einen Begegnungsort für und mit Geflüchteten zu erschaffen. Er komplettierte dazu die schon existierende Gastronomie im Ausspann, indem er 2016 das Haus anpachtete und mir Geflüchteten bezog. Diese renovierten die Räumlichkeiten und gestalteten sie neu. Dazu angespornt haben ihn damals die motivierten Geflüchteten im Gegensatz zur überwiegend ängstlichen Bevölkerung, erzählte er beim Social Entrepreneurship Abend. Angst brauche vor Migration wirklich keiner haben.
Was sind die Zukunftspläne?
Seit seiner Entstehung finanziert Roland den Ausspann privat. Da ein Kunstprojekt leider keine Gemeinnützigkeit bekommt. Damit dieser kreative, soziale Raum bestehen kann, wirbt der Ausspann daher momentan um Förderung. Die Sparkasse hat das Künstlerhaus beispielsweise kürzlich mit 1500 Euro unterstützt. Noch weiter skalierbar ist der Ausspann in seiner jetzigen Form nur eingeschränkt, dafür steht er in Kontakt mit anderen sozialen Plastiken.
Hilfswerft Meinung
Dieses Mal von Carolin:
Ich denke, der Ausspann ist eine großartige Begegnungsstätte! Schade, dass dessen Zukunft durch die private Finanzierung noch ungewiss bleibt. Ich wünsche mir, dass noch ein Geschäftsmodell gefunden werden kann, damit es sich auf eigenen Füßen trägt. Natürlich, ohne dabei seinen einmaligen Charme zu verlieren.