„Bremerhaven wirkt… weiter!“ – Was du aus unserer Veranstaltungsreihe für deine gemeinwohlorientierten Projekte mitnehmen kannst
Zwischen September 2023 und März 2024 versammelten wir Gründer:innen, ehrenamtlich Engagierte sowie Zukunfts- und Stadtgestalter:innen im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Bremerhaven wirkt!“. Insgesamt acht Bildungs- und Vernetzungsveranstaltungen konnten wir im Auftrag der BIS Wirtschaftsförderung mit Mitteln der Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation bereitstellen. Dabei griffen wir wesentliche Themen auf, die Engagierte im Land Bremen beim nachhaltigen wirtschaftlichen Handeln stärken. Gleichzeitig vernetzten wir relevante Akteure in Bremerhaven.
Die Veranstaltungsreihe ist vorläufig beendet – aber Bremerhaven wirkt weiter! Auf dieser Seite haben wir dir die wichtigsten Inhalte, Akteure und weiterführenden Quellen aus unserer Veranstaltungsreihe zusammengestellt. Du willst deine positive Wirkung für Gesellschaft und Umwelt entfalten – egal ob als Quereinsteiger:in, Ehrenamtliche:r oder Gründer:in einer gemeinnützigen Initiative? Dann schaue dich gerne in unserer Wissenssammlung um oder springe direkt zum Thema, das dich am meisten interessiert:
- Sozialunternehmertum im Land Bremen oder: Wie verbinden wir Geld verdienen und Gemeinwohl?
- Alternative Finanzierungswege für Gründungen und Initiativen
- Wie können Städte und ihre Hochschulen gemeinsam Wirkung entfalten?
- Wirkungsmessung für gemeinwohlorientierte Projekte
- Impact Investment und gesellschaftliche Rendite
- Gemeinsame Ressourcennutzung in meiner Stadt
- Dezentrale und demokratische Energiegewinnung
- Kooperative Stadtgestaltung und Social Design
1. Sozialunternehmertum im Land Bremen oder: Wie verbinden wir Geld verdienen und Gemeinwohl?
Dein Arbeitsleben umfasst im Durchschnitt 80.000 Stunden. Das ist eine enorme Zeitspanne, über die es sich lohnt, nachzudenken: Welche Tätigkeiten machen dich auf Dauer glücklich? Und: Welchen langfristigen Effekt soll deine Arbeit auf die Welt haben, in der du lebst? Tatsächlich ist dein Arbeitsleben deine beste Chance, um eine positive Wirkung auf Umwelt und Gesellschaft zu entfalten. Ehrenämter bieten zwar diverse Möglichkeiten für ein Engagement – sie unterliegen aber auch hoher Fluktuation und arbeiten unter Zeit- und Geldmangel. Mit einer eigenen Einnahmequelle werden gemeinwohlorientierte Projekte unabhängiger, können vergrößert und verstetigt werden.
Wenigen Menschen ist bewusst, dass die Themen „Gutes Geld verdienen“ und „Gutes tun für die Gesellschaft“ sich nicht ausschließen müssen.
Das liegt häufig daran, dass sie Alternativen in der Wirtschaft – wie Social Entrepreneurship oder gemeinschaftsgetragenes Wirtschaften – noch gar nicht kennen. In unserer Einstiegsveranstaltug „Gewinn vs. Gemeinwohl – geht‘s wirklich anders?“ sprachen wir mit unseren Teilnehmenden über Social Enterprises (auf Deutsch Sozialunternehmen) und den Entwicklungsstand des nachhaltigen Unternehmertums in Bremen.
Sozialunternehmen verfolgen mit ihren Aktivitäten ein soziales oder ökologisches Ziel. Gleichzeitig arbeiten sie unternehmerisch – und machen sich so unabhängig von externen Geldgeber:innen. Rund 90 Sozialunternehmen im Land Bremen sind der Wirtschaftsförderung Bremen aktuell bekannt. Für ein Gutachten zum Social Entrepreneurship im Land Bremen wurde erforscht, wie das Netzwerk der nachhaltigen Unternehmen aktuell aussieht und welche Unterstützungsbedarfe sie haben. Hieraus haben wir die Themen für unsere Veranstaltungsreihe „Bremerhaven wirkt!“ abgeleitet. In der Diskussion vor Ort wurde klar: Nicht jeder, der sich für das Gemeinwohl engagieren möchte, will auch ein Sozialunternehmen gründen. Aber: Die Methoden und Denkweisen von Social Enterprises können auch kleineren oder zeitlich begrenzten Initiativen weiterhelfen.
Hier erfährst du mehr zum Thema:
– In der Potenzialstudie vom Dezember 2022 liest du, wie das Netzwerk der Sozialunternehmen im Land Bremen momentan aussieht und wie sie noch besser gefördert werden können.
– Als Gründer:in eines Sozialunternehmens kannst du Beratung und Förderung erhalten, zum Beispiel im Starthaus Bremen, im Social Impact Lab Bremen, bei der Wirtschaftsförderung Bremen oder der BIS Wirtschaftsförderung Bremerhaven.
– Wir, die Hilfswerft gGmbH, richten Workshops aus, in denen Studierende, aber auch externe Interessierte im Schnelldurchlauf ausprobieren können, wie Social Entrepreneurs arbeiten.
– Auf der Website 80.000 Hours findest du spannenden Lesestoff, der dir dabei hilft, über die gesellschaftliche Wirkung deiner Karriere nachzudenken (auf Englisch).
2. Alternative Finanzierungswege für Gründungen und Initiativen
Auf unserem Workshop zu alternativen Finanzierungen zeigte Charlotte von Wulffen, wie Konsument:innen und Produzent:innen ihre Versorgung gemeinsam in die Hand nehmen können.
Charlotte ist Vorstandsmitglied im CSX Netzwerk und Expertin für gemeinschaftsgetragenes Wirtschaften. Diese besondere Organisationsform ist von der solidarischen Landwirtschaft inspiriert: Eine Gruppe von Menschen bildet hier eine Gemeinschaft. Die Gemeinschaft legt die laufenden Kosten eines landwirtschaftlichen Betriebs auf alle Mitglieder um und verteilt an sie die landwirtschaftlichen Erzeugnisse. Zusammen teilt die Gemeinschaft das Risiko und die Verantwortung für den Betrieb. So entstehen direkte Beziehungen zwischen Mitgliedern und Anbietern genauso wie wirtschaftliche Transparenz.
Gemeinschaftsgetragenes Wirtschaften eignet sich auch für kleinere oder frisch gegründete Initiativen als Organisationsstruktur.
Im Workshop lernten unsere Teilnehmenden die Prinzipien des gemeinschaftsgetragenen Wirtschaftens kennen und probierten sie beim „3D-Mapping“ selbst aus. In Teams haben wir reale Projekte aus Bremerhaven mit Gegenständen „kartiert“. Auf diese Weise konnten wir die Perspektive wechseln und wichtige Hebelpunkte und Zukunftspotenziale darstellen. Mit dem 3D-Mapping erarbeiteten wir so neue Entwicklungsmöglichkeiten für Initiativen vor Ort.
Hier erfährst du mehr zum Thema:
– Das CSX Netzwerk informiert dich über gemeinschaftsgetragenes Wirtschaften als neue Form der Organisationsstruktur. Der Verein bietet Kennenlern-Termine online an und veröffentlicht auch Praxisbeispiele.
– 3D-Mapping hilft dir beim co-kreativen Gestalten von Projekten – und macht gleichzeitig viel Spaß:)
3. Wie können Städte und ihre Hochschulen gemeinsam Wirkung entfalten?
Wenn du an die Aufgaben von Hochschulen oder Universitäten denkst, fallen dir wahrscheinlich die Themen „Forschung“ und „Lehre“ zuerst ein. Tatsächlich ist ihr Auftrag in den letzten Jahrzehnten vielfältiger geworden – und geht weit über die Ausbildung von Studierenden hinaus. „Wissenschaft für die Gesellschaft statt Lehre im Elfenbeinturm“ lautet der Anspruch. Genauer: Deutsche Hochschulen sollen ihr Forschungswissen auch in die Praxis überführen – als aktive Mitgestalter:innen von Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt. Aber wie kann der Hochschultransfer erfolgreich umgesetzt werden? Zum Beispiel über Kooperationen mit Wirtschaftsakteuren oder das Anstoßen sozialer Innovationen!
Soziale Innovationen sind intentionale Änderungen im Umgang von Menschen miteinander.
Sozialunternehmer:innen stoßen häufig soziale Innovationen an – und auch Hochschulen sind grundsätzlich gut dafür geeignet. Trotzdem entstehen soziale Innovationen bisher eher selten aus dem Hochschulkontext. Gemeinsam mit Hochschulangehörigen und Interessierten aus der Region sprachen wir in unserem Workshop „Städte und ihre Hochschulen“ darüber, wie die HS Bremerhaven als Treiberin für soziale Innovationen in der Region wirken kann. Prof. Dr. Stephanie Birkner leitet den Studiengang Gründung, Innovation, Führung (GIF) an der Hochschule Bremerhaven. Das macht sie selbst zur Hüterin einer (akademischen) sozialen Innovation. Im Impuls berichtete sie, wie Studierende im GIF-Programm Problemlösungsideen im entwickeln, nämlich im aktiven Austausch mit verschiedenen Disziplinen und Branchen. Auf diese Weise können auch soziale Innovationen entstehen. Die Basis für dieses Verfahren bildet die sogenannte „Theory U“. In einem kurzen Workshop-Format diskutierten wir darüber, wie wir in Bremerhaven Räume und Strukturen für einen Austausch über akademische Mauern hinweg fördern können.
Hier erfährst du mehr zum Thema:
– An den Hochschulen in Bremen und Bremerhaven gibt es Transferbeauftragte, die du in Bezug auf Kooperationen und Wissensaustausch ansprechen kannst: Transfer HS Bremerhaven, Transfer Uni Bremen, Transfer HS Bremen.
– Die Theory U kann dir dabei helfen, ganzheitliche Veränderungen in Menschen, Teams oder Organisationen anzuregen (die „u-school“ informiert dazu auf Englisch).
4. Wirkungsmessung für gemeinwohlorientierte Projekte
Profitorientierte Unternehmen können die Frage nach dem Erfolg ihrer Organisation relativ leicht beantworten: Sie zählen verkaufte Produkte oder Dienstleistungen nach und vergleichen die Ergebnisse mit ihren Gewinnmargen und ihren selbst gesteckten Zielen. Bei gemeinwohlorientierten Initiativen sieht die Erfolgsmessung komplizierter aus. Natürlich müssen auch sie wirtschaftlich arbeiten. Aber: Ihre wichtigste Mission – und damit auch ihre Daseinsberechtigung – ist nicht der finanzielle Gewinn, sondern eine positive Wirkung für Gesellschaft und Umwelt.
Eine kompetente Wirkungsmessung schärft die übergeordnete Mission deiner Organisation innerhalb und außerhalb deines Teams. Sie beweist deinen Erfolg gegenüber Investor:innen und Förderern. Sie liefert dir relevante Ergebnisse für dein Marketing. Und: Sie hilft dir dabei, deine Kund:innen einzubeziehen und besser zu verstehen.
Mit einer passenden Wirkungslogik kannst du deine Wirkung messen, steuern und belegen.
In unserem Workshop zum Thema „Wie messe ich, wie ich wirke?“ mit Wirkungsexperte Fabian Oestreicher entwickelten unsere Teilnehmenden eigene Wirkungslogiken für ihre Projekte und Initiativen. Hierzu haben wir zuerst direkte und indirekte „Wirkungsindikatoren“ festgelegt. Im Anschluss erstellten wir in Anlehnung an die Wirkungstreppe des Beratungshauses PHINEO eigene Wirkungslogiken.
Hier erfährst du mehr zum Thema:
– In den Web-Seminarreihen und Kursbüchern von PHINEO lernst du alles über das Thema Wirkungsmessung.
– Der 10-minütiger Wirkungscheck WIRKOMETER gibt dir eine schnelle Orientierung dazu, wie wirkungsvoll dein Engagement momentan ist.
– Das Social Impact Lab Bremen veranstaltet regelmäßig Workshops und offene Werkstätten für Sozialunternehmer:innen, auch zum Thema Wirkungsmessung.
5. Impact Investment und gesellschaftliche Rendite
Den größten Andrang auf unsere Veranstaltungsreihe „Bremerhaven wirkt!“ gab es für unseren Diskussionsabend „Wie tickt ein:e Impact Investor:in?“. Viele Interessierte aus Bremerhaven und umzu trieben die Fragen um, was Impact Investment vom klassischen Investment abgrenzt und wie oder auch warum Menschen zu Impact Investor:innen werden. Drei Experten aus der Finanzwelt standen hierzu Rede und Antwort: Johannes Weber, der Geschäftsführer der Bundesinitiative Impact Investing, war uns online zugeschaltet. Klaus Wobbe, Mitgründer der Intalcon Foundation, und Udo Siemers, Gründer der Finanzberatung MackelSiemers GmbH & Co.KG., lieferten ihre Perspektiven auf das Thema vor Ort.
Impact Investing (auf Deutsch: wirkungsorientiertes Investieren) steht für einen Investmentansatz, der zusätzlich zu einer finanziellen Rendite auch eine ökologische oder soziale Wirkung erzielen möchte.
Die Bundesinitiative Impact Investing hat es sich zur Mission gemacht, Wissen und Kompetenzen über das Impact Investing aufzubauen. Gleichzeitig setzt sie sich für rechtliche und politische Rahmenbedingungen ebenso wie für eine klare Definition von Impact Investing ein.
In der Diskussion vor Ort wurde klar: Impact Anleger:innen sind nicht ausschließlich Altruisten, die ihr Geld für das Gemeinwohl spenden. Sie bleiben Investor:innen, die ihr Kapital auch vermehren möchten. Beide Ziele gehen beim Impact Investing häufig Hand in Hand. Denn: Wer in Impact anlegt, muss nicht zwangsläufig weniger Rendite einfahren.
Impact Investing: Ein Definitionsangebot
1) Die positive gesellschaftliche und/oder ökologische Wirkung des Impact Investings muss empirisch nachweisbar sein.
2) Der oder die Investor:in trägt durch die Investition signifikant zu einer zusätzlichen Wirkung bei.
3) Eine positive Wirkung wird bewusst angestrebt und ist die Grundlage der Planung und strategischen Ausrichtung der Investition.
4) Die gesellschaftliche Wirkung der Investition wird regelmäßig gemessen und gesteuert.
(Quelle: Positionspapier Impact Investing – Bundesinitiative Impact Investing)
Hier erfährst du mehr zum Thema:
– In einer Umfrage des Global Impact Investing Networks unter 300 der weltweit führenden Impact Investor:innen liest du, wie sich der wirkungsorientierte Finanzmarkt momentan entwickelt.
– Die Bundesinitiative Impact Investing informiert zum Thema und mobilisiert Kapital in Richtung Impact Investing.
– Die MackelSiemers GmbH & Co.KG. berät zur sinnvollen Vermögensgestaltung.
– Die Intalcon Foundation spendet an Projekte, welche die Nachhaltigskeitsziele der UN fördern.
– Die Planet A GmbH investiert in innovative Gründer:innen, die einen Beitrag zur ökologischen Nachhaltigkeit leisten.
6. Gemeinsame Ressourcennutzung in meiner Stadt
Wer Dinge oder Strukturen mit anderen teilt, schafft viele Vorteile für sich selbst und sein Netzwerk: Gemeinsam nutzen wir Materialien effizienter, senken finanzielle Ausgaben und stärken unsere sozialen Bindungen. Zusätzlich leisten wir mit Blick auf die weltweite Ressourcenverknappung einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit. Trotzdem fällt es uns oft schwer, Ressourcen abzugeben – oder andere darum zu bitten. Auf unserer Veranstaltung „Gemeinsame Ressourcennutzung in Bremerhaven“ erforschten wir zusammen mit unseren Teilnehmenden, wie wir Wissen, Arbeitsmaterial, Daten oder Alltagsgegenstände teilen können, um Mehrwerte für alle zu schaffen.
Das Teilen von Ressourcen ist ein Paradebeispiel für eine soziale Innovation
Vier innovative Projekte aus dem Land Bremen – vertreten durch Juliane Keil, Jonas Hummel, Annika Jaeger, Tari Wiencke und Fabian Oestreicher – präsentierten ihre Konzepte auf unserer Veranstaltung.
Eines davon ist die Bibliothek der Dinge in der Stadtbibliothek Bremerhaven, welche selten genutzte Dinge und Geräte zur Ausleihe bereitstellt. So wurde auch ein wichtiges Angebot zur sozialen Teilhabe geschaffen – denn die Bibliothek der Dinge kommt besonders Menschen mit geringem Einkommen zugute. Der Leihklub Bremen e.V. verfolgt einen ähnlichen Ansatz des Teilens und bietet seinen Mitgliedern ein Modell zur gemeinsamen Nutzung von Alltagsgegenständen an. Für 5 Euro im Monat hat jedes Klubmitglied rund um die Uhr Zugriff auf geteilte Dinge in der Bremer „Leihgarage“. Das im Entstehen begriffene Kulturzentrum WERK. in Bremerhaven bietet sowohl freie Gestaltungsräume als auch High- und Low-Tech-Ressourcen zum Ausprobieren an. Und schließlich plant das Kulturamt Bremerhaven die Einrichtung einer digitalen Plattform zum Teilen von Gegenständen für die Organisation von Veranstaltungen. Künftig sollen hier 184 Artikel zum Ausleihen bereitstehen – sobald alle Fragen bezüglich Versicherung, Kaution und Leihgebühren geklärt sind.
Gemeinsam diskutierten wir darüber, welche Herausforderungen die jeweiligen Angebote haben – und wie wir sie noch besser untereinander vernetzen können. So kam auch die Idee für die fiktive App „Bremerleihven“ auf, die bestehende Inititaiven in Bremerhaven verbinden könnte.
Hier erfährst du mehr zum Thema:
– Auf der Gründerplattform findest du nähere Informationen zur „Wirtschaft des Teilens“ (auf Englisch „sharing economy“).
7. Dezentrale und demokratische Energiegewinnung
Erneuerbare Energien gehören neben den Bereichen Bauen und Ernährung zu den größten Hebeln, um C02-Emissionen einzusparen. Das macht die Energiewende zu einem entscheidenden Thema für eine umweltverträgliche Zukunft. Politik und Energieversorger arbeiten bereits an der Transformation hin zur emissionsärmeren Energiegewinnung. Gleichzeitig formieren sich immer mehr bürgerlich organisierte Energiegenossenschaften – die das Thema Energiewende nicht allein den großen Konzernen überlassen wollen.
Bürgerenergiegenossenschaften verstehen sich als Vordenker einer dezentralen Energiewende.
Mitglieder einer Bürgerenergiegenossenschaft sind sowohl Eigentümer:innen als auch Entscheidungsträger:innen in ihrer Gemeinschaft: Mit ihren Mitgliedsbeiträgen investieren sie gemeinsam in nachhaltige Energieprojekte. Auf diese Weise versorgen sie die Gemeinschaft mit Ökostrom oder –gas.
Bürgerenergiegemeinschaften organisieren die Energieversorgung ihrer Mitglieder…
…demokratisch (über gemeinsame Entscheidungsfindungen und aktive Beteiligung)
… dezentral (unabhängig von großen Energieversorgern)
… & ökologisch (indem sie eine finanzielle Basis für nachhaltige Energieprojekte schaffen).
Für unsere Veranstaltung „Energie in der Hand von Bürger:innen – wie geht‘s?“ luden wir Vertreter aus drei Bürgerenergiegenossenschaften nach Bremerhaven ein. Sebastian Specht (Olegeno Oldenburger Energie-Genossenschaft eG), Malte Zieher (Bürger Energie Bremen eG) und Heinz Weber (Neue Energien Bremerhaven-Cuxland eG) berichteten unseren Teilnehmenden von aktuellen Herausforderungen und beantworteten ihre Fragen. In einem Punkt waren sich die Experten einig: Finanzielle Ressourcen sind genügend vorhanden, es bräuchte mehr Flächen zum Investieren. Auch in Bremerhaven sind die Potenziale für nachhaltige Energie-Projekte noch lange nicht ausgeschöpft.
Hier erfährst du mehr zum Thema:
– Das Bündnis Bürgerenergie berät zu Themen wie Gründung, Professionalisierung und Entwicklung von Bürgerenergieprojekten. Außerdem findest du hier eine Landkarte, die alle Bürgerenergiegenossenschaften in Deutschland zeigt.
– Die Klimaschutzagentur Bremer-Energie Konsens vermittelt in ihren Veranstaltungen Handlungswissen rund um Energie und Klima.
8. Kooperative Stadtgestaltung und Social Design
Mit der Abschlussveranstaltung unserer Reihe wollten wir einen letzten, nachhaltig wirksamen Impuls für gemeinwohlorientierte Akteure im Land Bremen setzen – und so die positive Dynamik fortführen, die während „Bremerhaven wirkt!“ entstehen konnte. Unser Abschlussworkshop stand daher im Zeichen der Vernetzung und Partizipation: Wir fragten uns, wie wir gemeinwohlorientierte Projekte, nachhaltige Unternehmen und ehrenamtlich Engagierte zusammenbringen und so gemeinsam Stadt gestalten können. Aus unserer Leitfrage entstanden in kurzen Workshop-Sessions erste Ideen für Bremerhaven. Bei der Umsetzung unterstütze uns die strategische Designerin und Social-Enterprise-Gründerin Tanja Engel aus dem Designstudio koralle. Sie führte uns nach unserem kurzen Rückblick auf die Veranstaltungsreihe in die Welt des „Social Designs“ ein.
Mit Social Design kannst du Dinge und Umwelten, urbane Räume oder soziale Strukturen nach den Bedürfnissen ihrer Nutzer:innen gestalten. So können auch soziale Innovationen entstehen.
Tanja Engel nutzt die Methoden des Social Designs, um gesellschaftliche Veränderungsprozesse anzuregen. Mit koralle gestaltet sie Prozesse, Orte und Beziehungen für und mit Wirtschaftsunternehmen, Behörden oder gemeinnützigen Organisationen. Das Social Design funktioniert über gemeinsame Kreativität und ergebnisoffenes Arbeiten: Erst im kollaborativen Prozess entscheidet sich, wohin sich ein Projekt tatsächlich entwickelt. Diesen Modus nutzen wir auch für unseren Workshop. In Gruppenarbeiten entwickelten wir Ideen für einige der wichtigsten Themen einer wirkungsvollen Stadt:
1) Koordinierungsperson: Wer bringt Engagierte im Namen des Gemeinwohls einer Stadt zusammen? Übernimmt diese Aufgabe eine Person oder ein Kollektiv? Wo begegnen sich Akteure des Gemeinwohls – und wo sammeln sie wichtige Themen?
2) Formate & Narrative: Mit welchen Veranstaltungsformaten treiben wir die wirkungsvolle Stadt voran? Und welche Begriffe und Narrative motivieren am meisten Menschen zum Mitmachen?
3) Zukünfte gestalten: An welchen Orten sind Engagementthemen in meiner Stadt verankert? Welche Herausforderung hat welches Viertel? Wie überwinden wir das Zaudern, wenn es darum geht, positive Visionen für die Zukunft zu entwickeln?
Dr. Barbara Schieferstein nahm als Vertreterin der BIS Wirtschaftsforderung alle Workshop-Ergebnisse auf, die in Kooperation mit unseren Teilnehmenden entstanden sind. Die vielversprechendsten Ideen werden von der BIS weiterverfolgt.
Hier erfährst du mehr zum Thema:
– Auf der Website des Designstudios koralle findest du weitere Infos zum Thema Social Design, einschließlich Praxisbeispiele aus der Arbeit von koralle.
– Das Social Design Lab hat in seinem online Toolkit jede Menge Social-Design-Methoden für die praktische Anwendung gesammelt.
– Beim Partizipativen Netzwerk-Mapping machen Menschen, angeleitet durch Interviewfragen, ihr Netzwerk sichtbar. Die Methode zeigt auf, wo das Netzwerk bereits gut arbeitet und wo Lücken gefüllt werden sollten. Hierzu hat die Aktion Mensch ein Infoblatt zusammengestellt.
– Die BIS Wirtschaftsförderung treibt die Entwicklung des Wirtschaftsstandorts Bremerhaven voran und vernetzt Unternehmen, Existenzgründer:innen und Kreative. Auf ihrem Green Economy Blog informiert die BIS zum Thema nachhaltiges Wirtschaften in Bremerhaven.
Bremerhaven wirkt… weiter!
Unsere Veranstaltungsreihe „Bremerhaven wirkt!“ ist vorläufig abgeschlossen – aber die Mission geht weiter! Die BIS Wirtschaftsförderung und wir, die Hilfswerft, arbeiten auch künftig daran, Engagierte im Land Bremen mit passenden Angeboten beim nachhaltigen wirtschaftlichen Handeln zu unterstützen. Auf unseren Webseiten, auf Instagram oder auf LinkedIn halten wir dich über kommende Veranstaltungen und Neuigkeiten auf dem Laufenden.
Als gemeinnütziger Bildungsträger bieten wir dir regelmäßig besondere Einblicke und Selbstlernerfahrungen rund um nachhaltiges Wirtschaften! Kommende Events findest du in unserem Veranstaltungskalender.