So war unser Social Entrepreneurship Camp an der Universität Bremen
Ende April 2016 haben wir zusammen mit dem Lemex unser erstes Social Entrepreneurship Camp an der Universität Bremen ausgetragen. Ca. 35 Studierende aus unterschiedlichen Fakultäten haben teilgenommen, um zu erfahren, wie man soziale Herausforderungen unternehmerisch angehen und so einen positiven Beitrag für die Zukunft leisten kann.
Mit dabei waren zahlreiche Speaker aus der Praxis, die den Studierenden aus ihrer ganz eigenen Erfahrung vermittelten, worauf es ankommt, wenn man ein Sozialunternehmen gründen möchte. Lest hier die zusammengefassten Inhalte der einzelnen Vortäge nach:
Donnerstag, 28. April 2016
Nils Dreyer – Hilfswerft
Nils Dreyer, Gründer und Geschäftsführer der Hilfswerft, leitete das Camp ein und verschaffte den Studierenden einen Einblick in das Thema.
Als Beispiel für Social Entrepreneurship stellte er Mohammad Yunus vor, einen Wirtschafts-wissenschaftler aus Bangladesch, der mit der Gründung der Grameen Bank, die Mirko-Kredite für Kleinbauern vergibt, 2006 den Friedensnobelpreis erhielt.
Der Kern des Vortrages war, dass Social Entrepreneure globale Herausforderungen nicht als unlösbare Probleme ansehen, sondern als Chance selbst tätig zu werden und die Zukunft positiv mitzugestalten.
Gemeinsam mit zwei Mitgründern verfolgt Jakob Berndt mit dem Unternehmen Lemonaid das Ziel, ein attraktives und gutes Produkt zu schaffen, das ein Bewusstsein und Verständnis zu den Themen fairer Handel und Nachhaltigkeit vermittelt. Dabei verlassen sie sich nicht einfach auf die entsprechenden Siegel, sondern recherchieren direkt am Anbauort und treten mit den Einheimischen in den Dialog. Der „Lemonaid & Charitea e.V.“ wird am Umsatz beteiligt und setzt sich für gemeinnützige Projekte in den Anbau-regionen ein (z.B. für Bildung). Auch in Deutschland kooperiert Lemonaid mit gemeinnützigen Initiativen und wird selbst aktiv um auf Missstände aufmerksam zu machen und diese zu verbessern (z.B. die Pfandkiste oder der „Refugees Welcome-Space“ in Hamburg)
Jens Groth von der Unternehmensberatung Die Denkfabrik befasst sich mit den Prozessen von Kreativität. Er verdeutlicht, dass Kreativität eine Abwandlung von bereits Bestehenden ist und durchaus erlernt und trainiert werden kann. Design Thinking ist eine Methode für die Entstehung nutzungs-orientierter Innovationen. Bei dieser Methode sind Aspekte, wie Interdisziplinarität, Perspektiven-wechsel, Ethnographie, laterales Denken, Visualität und Haptik besonders entscheidend. Außerdem erläutert Jens Groth welche Stufen man bei dem Prozess der Kreativität gehen muss, um zu einem innovativen Ergebnis zu kommen.
Freitag, 29. April 2016
Carsten Lessmann – Hilfswerft
Die Hilfswerft ist ganz klar eine Herzensangelegenheit von Carsten Lessmann und seine Botschaft an die Studierenden lautet: „Tu‘ das, was Dich glücklich macht!“ Dabei stellt er fest, dass es zum persönlichen Glück viele Wege gibt: soziale Beziehungen, Selbstverwirklichung und Gutes tun, spielen dabei eine große Rolle. An diesem Punkt setzt die Idee der Hilfswerft an. Neben der Unterstützung von Startups aus dem sozialen Bereich, schaffen sie über unterschiedliche Wege eine Öffentlichkeit für dieses Thema. Der Hilfswerft ist daher wichtig in den Hochschulen die „Macher“ von morgen zu erreichen, denn hätten die Gründer der Hilfswerft, so Carsten, schon während des Studiums von dieser Art des Wirtschaftens gehört, hätte sich ihr Werdegang vielleicht bereits früher in diese Richtung bewegt.
Timm Duffner – Ben & Jerry’s
Der Referent Timm Duffner ist als „Social Activist“ für Ben & Jerry’s tätig und gründet zusätzlich sein eigenes Sozialunternehmen. Ben & Jerry’s steht für hochwertiges Eis aus fair gehandelten Zutaten. Das Unternehmensmodell, basiert auf drei Säulen: die soziale, ökonomische und produktorientierte Säule. So gewähren sie, dass soziale Standards global eingehalten werden, das Unternehmen wirtschaftlich und das Produkt qualitativ hochwertig ist. Ben & Jerry’s initiiert zahlreiche Kampagnen, die die Global Goals angehen. Als Partner der UN oder AVAAZ bewegt das Unternehmen viele Menschen dazu sich sozial zu engagieren. Durch das konstante Engagement gewinnt Ben & Jerry’s immer mehr an Glaubwürdigkeit.
Uwe Wunder – Katalist
Dr. Uwe Wunder stellt die wichtigsten Geschäftsmodelle für Social Business vor: Das Direkt-Selling Modell, welches auf preis- und problembewusste Kunden abzielt. Das Aikido Modell fokussiert sich auf Produkte, die gegensätzlich zum Paradigma der Konkurrenz sind und somit den Vorteil einer konkurrenzfreien Zone haben. Das dritte Modell nennt sich Robin Hood. Hier werden Leistungen oder Produkte zu verschiedenen Preisen angeboten. Wer finanziell gutgestellt ist bezahlt für eine Leistung mehr als eine Person die weniger Geld zur Verfügung hat. Durch die höheren Einnahmen der wohlhabenden Personen werden die Leistungen der anderen mitfinanziert. Abschließend hat auch er eine motivierende Botschaft für die Studierenden: Jeder von uns ist ein Teil dieser Welt und kann etwas mit seinen Ideen verändern!
Sönke Burkert – Hilfswerft
Der Gründer und Geschäftsführer der Hilfswerft Sönke Burkert berichtet über die wichtigsten Erfolgsfaktoren im Vertrieb. Als Grundsatz gilt: Man verkauft niemals Produkte, sondern immer Gefühle. Ist der Kunde glücklich, so hat dies auch einen positiven Einfluss auf die Stakeholder. Um den Kunden mit dem Produkt zufrieden zu stellen ist es wichtig die Zielgruppe und dessen Charakteristiken zu kennen und zu analysieren. Mit dem Kundenbarwert lässt sich darauf schließen, wie viel für die Kundengewinnung investiert werden darf, um ein rentables Ziel zu erreichen. Außerdem gilt zu beachten, dass die Kunden durch digitale Medien dauerhaft kommunizieren und den Verkauf durch ihre Meinungen sowohl positiv, als auch negativ beeinflussen.
Sohrab Mohammad – Reishunger
Die Idee mit Reishunger die besten Reissorten der Welt zu identifizieren, nach Bremen zu importieren und von dort aus zu vertreiben, entstand in der Bremer Universitätsmensa. Ende 2010 begannen Sohrad Mohammad und Thorben Buttjer in einer Lagerhalle ihr Geschäft aufzubauen, bereits ein halbes Jahr später ging die Homepage mit dem Versandhandel online. Sohrad Mohammad sieht den Vorteil von Reishunger darin, dass es sich auf ein spezielles Produkt fokussiert und somit den Kunden eine besondere Glaubwürdigkeit bieten kann.
Reishunger ist in erster Linie ein Unternehmen, das wirtschaftlich denkt. Trotzdem werden soziale Projekte z.B. in Laos unterstützt. Dieser Aspekt sollte Sohrabs Meinung nach aus eigenen sozialen Ansprüchen entstehen und weniger aus Marketinggründen.
Andreas Greve – nextpractice
Der Geschäftsführer des Bremer Methoden- und Beratungsunternehmens nextpractice Andreas Greve hat seinen Schwerpunkt in Markt-, Trend- und Gesellschaftsforschung sowie kulturellen Entwicklungsprozessen und Strategieberatung.
Er stellt die Studie “Arbeiten 4.0” vor, die sich mit der Arbeitseinstellung und dem Wohlbefinden von Erwerbstätigen befasst. In der Auswertung der Studie wurden sieben Typen herausgefiltert, welche die verschiedenen Einstellungen zur Arbeit darstellen.
Andreas Greve stellt in erster Linie fest: Die Sichtweise der Individuen macht die Situations-bewertung aus. Aus diesem Grund können gleiche Ziele wie z.B. bestimmte Formen der Arbeitszeiten verschieden definiert werden.
Samstag, 30. April 2016
Tom Suberg – Crowdstars, David Dietz – BORDA
Crowdstars bietet Unternehmensberatung im Bereich Finanzierung und Einsatz von Innovationen an. Crowdfunding stellt dabei das Kerngeschäft von Crowdstars dar. Es gibt unterschiedliche Formen des Crowdfundings, die auf die individuellen Bedürfnisse der Projekte zugeschnitten werden müssen um zur erfolgreichen Finanzierung beizutragen.
Als Beispiel eines sozialen Projekts stellt Tom Suberg mit David Dietz von BORDA die gemeinsame Zusammenarbeit vor. BORDA ist eine zivilgesellschaftliche Organisation, die sich mit Einsatz von neuen Technologien weltweit für Grundversorgung von Wasser, Abfallentsorgung und eine verbesserte Infrastruktur einsetzt. Für die Finanzierung und Vermarktung eines von BORDA entwickelten Wasserreinigungssystems entwickelten sie gemeinsam eine Crowdfunding-Kampagne.
Um ein Social-Entrepreneurship-Projekt durch Crowdfunding zu finanzieren sollte man sich in erster Linie fragen: Kann mein Projekt irgendwann Geld erwirtschaften? Und wenn ja, wann? Die Antwort auf diese Frage zeigt nicht nur auf, ob es sich wirklich um Social Entrepreneurship handelt, sondern auch welche Form des Crowdfunding zur Finanzierung geeignet wäre.
Prof. Dr. Dr. Michael Vogel – Zeitschrift der Straße
Michael Vogel hat die „Zeitschrift der Straße“ ins Leben gerufen. Diese Straßenzeitung portraitiert in jeder Ausgabe eine Bremer Straße sowie die dazugehörigen Menschen und Geschichten. Dabei stellt sie gleichermaßen ein Medien-, Sozial- und Lernprojekt dar: Die Zeitschrift wird zu großem Teil von Studierenden entwickelt, diese bekommen somit die Möglichkeit ihre unternehmerischen Fähigkeiten anzuwenden und sich auszuprobieren. Gleichzeitig engagieren sie sich im sozialen Bereich, da mit der Zeitschrift wohnungslosen Menschen die Möglichkeit geboten wird, durch den Verkauf auf der Straße Geld zu verdienen.
In der Finanzierungsstrategie der Zeitschrift gibt es zwei wichtige Faktoren: Einerseits die Einnahmen über den Verkauf sowie die Anzeigen und die Teilnahme an Wettbewerben. Andererseits das Prinzip der „zero emissions“, wodurch mit der Verwendung von ungenutzten Dingen und vermeintlichem Abfall Kosten eingespart werden.
Wir haben uns sehr gefreut, die Veranstaltung durchführen zu dürfen! Die Studierenden haben sich eingebracht und selbst soziale Geschäftsmodelle entwickelt und vorgestellt. Unser herzlicher Dank geht an die Speaker, für den wertvollen Input sowie die Studierenden für die gute Mitarbeit und tollen Ergebnisse!
Bei Fragen oder Anregungen, gerne Info an carsten@hilfswerft.de
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