Zusammenfassung des Social Entrepreneurship Camps / 16. – 18. Juni 2016 / Uni Bayreuth
Im Social Entrepreneurship Camp setzten sich Studierende vom 16. bis 18. Juni mit den aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen auseinander und erprobten auch gleich selbst, wie Ideen zur Weltverbesserung sozialunternehmerisch umgesetzt werden.
Das Camp entstand in einer Zusammenarbeit zwischen der Stabstelle für Entrepreneurship und Innovation der Universität Bayreuth, der Adalbert-Raps-Stiftung aus Kulmbach sowie der Hilfswerft gGmbH. Die Hilfswerft beruft sich bei der Definition von Social Entrepreneurship auf die Aussagen von Muhammad Yunus, Gründer der Grameen-Bank für Mikrokredite und Friedensnobelpreis-Träger aus dem Jahr 2006. Yunus hat an ein Sozialunternehmen folgende drei Ansprüche:
1. Der Gründungszweck der Unternehmung ist die Lösung eines gesellschaftlichen Problems
2. Das Unternehmen verfügt über ein Geschäftsmodell und ist unabhängig von Spenden
3. Gewinne werden nicht an die Gesellschafter ausgeschüttet sondern im Unternehmen reinvestiert bzw. für gemeinnützige Zwecke verwandt
Anhand dieser Kriterien haben die knapp 30 TeilnehmerInnen eigene Ideen zur Lösung sozialer Herausforderungen in Oberfranken entwickelt.
Die Analyse der drängendsten Herausforderungen fand bereits im Vorfeld in Form der Studie „SozialRaum Oberfranken“ statt. Erstellt wurde die Studie von einem Forscherteam unter Leitung von Eberhard Rothfuß, Professor am Lehrstuhl für Sozial- und Bevölkerungsgeographie. Stiftungsvorstand Frank Kühne dazu: „Der Antrieb unserer Stiftungsarbeit ist stets, wirksame, nachhaltige Projekte für unsere Region zu realisieren. Um gesellschaftlich langfristig und nutzbringend tätig sein zu können, haben wir den Anstoß für die Studie „SozialRaum Oberfranken“ gegeben. Sie ist eine ehrliche, wissenschaftlich fundierte Bestandsaufnahme der sozialen Situation in unserer Region, zeigt die dringlichsten Handlungsfelder auf und wird für uns genauso wie für hoffentlich viele weitere Institutionen, Initiativen und Unternehmen Basis für die Gestaltung sozialen Engagements sein.“
Praktische Impulse für die Ausarbeitung gemeinnütziger Geschäftsmodelle während des Social Entrepreneurship Camps wurden neben der Vorstellung der Grundlagen des Sozialen Unternehmertums vor allem durch Referenten und ihre persönlichen Erfahrungen vermittelt. Folgende Personen und Organisationen waren auf dem Social Entrepreneurship Camp vertreten:
Robert Weber, Bad Boyz Ballfabrik
Die Bad Boyz Ballfabrik verkauft bereits heute rd. 250.000 fair gehandelte Fußbälle und bietet ihren Auftraggebern individuelle Gestaltungsmöglichkeiten der Ball-Produkte – auch in Kleinstmengen. Durch die Fair-Trade-Zertifizierung kann die Bad Boyz Ballfabrik sicherstellen, dass die Entlohnung der Arbeiter in Pakistan deutlich über den ortsüblichen Entgelten liegt. Neben einem Direktvertrieb werden die Bälle u.a. in Eine-Welt-Läden angeboten.
Isabelle Zundel und Jochen Schust, enactus Bayreuth
Enactus ist eine studentische Organisation, die Vertretungen und Projekte in über 30 Ländern hat. Fokus von enactus ist es, mit unternehmerischen Mitteln gesellschaftliche Herausforderungen zu lösen. OneDollarGlasses, ein Projekt das auf die günstige Versorgung von sehbeeinträchtigten Menschen in Entwicklungsländern mit standardisierten Brillen abzielt, ist eines der erfolgreichsten enactus Projekte der letzten Jahre.
Mathias Köhler, Junior Beratung Bayreuth (JBB)
Die Junior Beratung Bayreuth ist eine studentische Unternehmensberatung, die neben Kunden aus der Industrie und Dienstleistungsbranche auch soziale Organisationen berät. Die vorgestellte Zusammenarbeit mit der Tafel Bayreuth e.V. zeigte Marketing- und PR-Aktivitäten der JBB, an deren Ende neben der medialen Aufmerksamkeit gut ein Dutzend neue freiwillige Helfer für die Tafel standen.
Dolores Longares-Bäumler, Caritasverband Bayreuth e.V.
Die aktuellen Herausforderungen durch die geflüchteten Menschen in und um Bayreuth erlebt Frau Longares-Bäumler jeden Tag. Als Migrationsberaterin der Caritas liegt es ihr am Herzen, jedem Menschen, der Unterstützung benötigt, Möglichkeiten aufzuzeigen, diese zu erhalten. Ihr Aufgabengebiet ist dabei vielfältig: Von der Organisation einer Unterkunft, über das Vermitteln der deutschen Sprache, Austausch mit Geflüchteten und Freiwilligen gehören auch rechtliche Fragestellungen zu ihrem Aufgabengebiet.
Frank Kühne, Adalbert-Raps-Stiftung
Was ist eigentlich eine Stiftung, wie funktioniert diese und an wen werden finanzielle Mittel vergeben? Diese und weitere für die studentischen Teams relevanten Fragen wurden während der Unternehmensvorstellung von Stiftungsvorstand Kühne aufgelöst. Praktische Hinweise über die Finanzierung, Fördergebiete und Prüfungsabläufe verschiedener Stiftungen konnten die Teilnehmer somit direkt in die Finanzierung ihrer Unternehmensideen einbauen.
Martin Heinz Mueller, Oberender und Partner
Die Unternehmensberatung im medizinischen Bereich unterstützt ihre Kunden bei strategischen Fragen und der Suche nach innovativen Finanzierungsmöglichkeiten – ein Feld das für jeden Sozialunternehmer relevant ist. Neben dem Überblick über die spezifischen Herausforderungen der Medizinbranche erhielten die Studenten einen Einblick über mögliche Finanzierungsquellen von Sozialunternehmen.
Das Camp war neben den praxisnahen Vorträgen von Arbeitsphasen geprägt, in denen die studentischen Teams – begleitet von Vertretern der Universität, der Hilfswerft sowie den Referenten – eigene Ideen entwickelt und diskutiert haben.In abschließenden Pitch-Präsentationen hat jedes Team die eigene Unternehmensidee präsentiert, soziale und monetäre Renditen veranschaulicht und ein Feedback der Jury erhalten.
Ideen für Sozialunternehmen in Oberfranken waren zum Beispiel:
- „Frankenmobil“:
Ein Konzept zur Verbesserung der Mobilität im ländlichen Raum – von Bürgern, für Bürger. - „Learning by cooking“:
Integration von Geflüchteten über Kochkurse – Geflüchtete können hier ihr Wissen einbringen, Interessierte unterstützen die Arbeiten, das Essen wird von allen gemeinsam genossen. - „Nachhaltiger Tourismus in Oberfranken“:
Potentielle Schwächen der Region (dünne Besiedlung, alte Traditionen, lokale Produktion in kleinen Mengen) werden durch diese Idee ins Positive gedreht und für den Ökotourismus (Wanderungen, Fahrradtouren) genutzt. Damit erfolgt eine Stärkung der regionalen Wirtschaft.
Muhammad Yunus, der mit dem Konzept des sozialen Unternehmertums einen Rahmen für die Veranstaltung schuf, hatte einen weiteren Anspruch an das Thema Social Entrepreneurship: „Do it with joy!“ Dieser Leitsatz haben alle Teilnehmer des Camps beherzigt, was sich auch in den persönlichen Einschätzungen der Studierenden widerspiegelte:
„Das Social Entrepreneurship Camp war für mich insbesondere aufgrund der hohen Praxisnähe, der verschiedensten Hintergründe der Referenten und den kreativen Teilnehmern ein voller Erfolg!“
„Ich fand das Camp toll. Ich hatte bisher immer den Eindruck, dass StartUps ein Riesending sind, super kompliziert und man braucht zwingend eine bahnbrechende Idee, um etwas reißen zu können. Das Social Entrepreneurship Camp hat mir ein viel handfesteres Bild davon vermittelt und mir verdeutlicht, dass man nicht das Rad neu erfinden muss. Sozial sinnvolle und gleichzeitig unternehmerische Ideen sind keineswegs utopisch.“
Nähere Infos zum Ablauf und den Referenten unter www.hilfswerft.de/uni-bayreuth
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