Das Social Entrepreneurship Camp in Berlin – Ein Nachbericht
Vom 24. bis 26. Juni fand erstmalig ein Social Entrepreneurship Camp an der SRH Hochschule Berlin statt. Insgesamt 24 TeilnehmerInnen, davon ca. 2/3 Stipendiaten der Stiftung der Deutschen Wirtschaft, stellten sich der Herausforderung „Welt retten in 48 Stunden“. Und das unter erschwerten Bedingungen: unser Camp fand am bisher heißesten Wochenende des Jahres statt. Trotzdem behielten Speaker und Teilnehmer einen kühlen Kopf und lieferten tolle Inputs und Ergebnisse. Nils von der Hilfswerft hat das Wochenende für Euch zusammengefasst:
Nach einer kurzen theoretischen Einführung in das Thema Social Entrepreneurship machen Gino Gerhardi und Philip Siefer von Einhorn Condoms am Freitag mit ihrer sehr emotional vorgetragenen Unternehmensvorstellung den Auftakt:
„Leute kaufen ein Produkt nicht, weil es nachhaltig, sondern weil es geil ist!“
Danach folgte Marek Janetzke von Flightright mit seinem Impuls „Aus dem Nichts neue Märkte schaffen!“. Dies verdeutlichte er am Beispiel seines Unternehmens, welches Flugreisende im Falle von Verspätung oder Flugstreichung zu ihrer Entschädigung verhilft. Spannender Aspekt hierbei: Einem Großteil seiner Kunden geht es gar nicht ums Geld, sondern ums Prinzip, dem Ausgleich der Ungerechtigkeit.
Den Abschluss des Tages bildete eine riesige Pizzalieferung von Vadoli.de, dessen Gründer und SDW-Alumnus Beschir Hussain persönlich vorbei kam und vom aktuellen Stand seiner Gründung berichtete.
Den Auftakt am Samstag machte Marco Barth von der Scout24 AG. Er hatte im Vorfeld das Social Startup Sozialhelden e.V. interviewt und seine Ergebnisse im Business Model Canvas aufbereitet. Wie er sagt, „ein tolles Tool, welches nicht dafür da ist, Antworten zu geben, sondern dafür, dass die richtigen Fragen gestellt werden.“
MVP (Minimum Viable Product) – ein weiteres wichtiges Tool im Gründungsprozess stellte Simon Zimmermann am Beispiel seines Sozialunternehmens „Centre ya bana“ vor. Das „Centre ya bana“ plant eine Schule im Kongo aufzubauen, welche sich aus den Erträgen eines angrenzenden Bäckereibetriebs finanzieren soll. Ein erster, selbst konstruierter Bäckerei-Container (das MVP) wird in Kürze aufgestellt. Inzwischen haben mehrere Stiftungen und Organisationen Interesse an diesem hybriden Finanzierungsmodell gezeigt.
Nach einer Mittagspause mit vegetarischem, indischen Essen stellte Sebastian Zacharias von der Finanztip gGmbH seine Formel für die Entwicklung eines profitablen Sozialunternehmens vor:
profitables Geschäftsmodell
– Selbstbeschränkung durch sozial nützliche Regeln
+ Verbesserung des Produkts durch sozial nützliche Regeln
+ Verwendung der Gewinne für sozial nützliche Regeln
= profitables Sozialunternehmen
Die Herausforderung liegt seiner Meinung nach insbesondere darin, das Produkt durch die sozial nützlichen Regeln deutlich besser als das der Konkurrenz zu machen. Im Beispiel von Finanztip ist das die völlige Unabhängigkeit des Redakteurs von Werbekunden.
Was nützt die beste Geschäftsidee, wenn keiner sie kennt? Miriam Rupp von mashup communications sprach zu dem wahrscheinlich am meisten diskutieren Thema des Wochenendes: Storytelling. Ihr Tipp: Ein Unternehmen muss seinen Kunden zum Helden machen – ihm selbst bleibt die Rolle des Mentors. Alles klar? Dieses Video hilft beim besseren Verständnis:
Den Abschluss am Samstag machte dann der Serial Entrepreneur Benjamin Vahle (u.a. Boost. Aus seiner bisherigen Unternehmererfahrung leitete er acht Erfolgsfaktoren für den Vertrieb ab. Meine Favoriten:
- Ohne Vertrauen geht gar nichts
- Wer überzeugen will, muss Emotionen
auslösen.
Zum Start am Sonntag stellte dann Oda Henckel das Programm Herausforderung Unternehmertum vor, welches speziell Gründungen von Studierenden fördert. Das Programm konzentriert sich auf die
Stipendiaten der Stiftung der Deutschen Wirtschaft, steht aber auch externen studentischen Teams offen. Neben einer finanziellen Förderung von bis zu 15.000 Euro erhalten die Teammitglieder vielfältige inhaltliche Unterstützung und Zugang zu den Netzwerken ihrer Mentoren. Prominente Alumni sind Proboneo, Schülerpaten-Berlin und Kiron.
Wie auch bei den vorherigen Camps bildete der Block zu Finanzierungsthemen auch dieses Mal den Abschluss. Kristina Bohnstedt von der Auridis gGmbH zeigte in ihrer Präsentation, welche Anforderungen Stiftungen bei der Finanzierung von Projekten haben. Hierbei ging sie insbesondere auf die Themen Wirkungslogik und Wirksamkeitsmessung ein, welche für Stiftungen der entscheidende Faktor sind.
Der abschließende Impuls kam dann von Melanie Spreeberg von Kiron: Crowdfunding. Kiron hat mit fast 500.000 Euro die bisher erfolgreichste Crowdfunding-Kampagne in Europa durchgeführt. Melanie stellte heraus, was die Erfolgsfaktoren waren: Zeitgeist, simple Botschaft, gute Pressearbeit.
Die TeilnehmerInnen hatten zwischen den vielfältigen Impulsvorträgen der PraktikerInnen immer wieder Zeit, die Erkenntnisse und Tools in den Prozess zur Entwicklung eigener Social Business Konzepte anzuwenden. Die Ergebnisse der insgesamt sechs Gruppen wurden am Sonntag vor einer hochkarätig besetzten Jury präsentiert:
Jury des finalen Pitches:
Heinrich Kronbichler, Vorstand WBS Training AG
Michael Baer, Vorsitzender des Studienförderwerk Klaus Murmann
Elias Russeszki, Gründer Deltamethod GmbH
Christian Bubenheim, Sr. Vice President Autoscout24
Während die anderen Jurymitglieder die Teams erstmalig beim Pitch erlebten, war Christian Bubenheim bereits seit Samstag mit dabei. Er unterstützte die Durchführung des Camps als Team-Coach und Mentor.
Drei Konzepte, welche bei der Jury gut ankamen, möchte ich an dieser Stelle kurz vorstellen.
Team SASA, entwickelte ein Konzept, um Obdachlose wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Mit einem Gemeinschaftsarbeit-für-Essen-Ansatz sollen sie schrittweise wieder in die Arbeitswelt herangeführt werden.
VoluntCert widmete sich der Problematik, dass viele „Volunteers“ ihre Auslandsprojekte abbrechen, weil ihre Erwartungen nicht erfüllt wurden. Über die Webseite besserengagiert.de wollen sie, ähnlich wie beim Wahl-o-mat, die persönlichen Erwartungen mit den Inhalten und Leistungen der Programme abgleichen und für ein besseres Matching sorgen.
Urbino Bikes will eine mobile Fahrrad-Community aufbauen und dabei Neuankömmlinge mit Bewohnern des jeweiligen Kiez‘ zusammenbringen. Der Ansatz beinhaltet neben einer Online-Community auch einen zentralen Anlaufpunkt -das Urbino Haus. Hier trifft man sich und ungenutzte Fahrräder können verliehen oder repariert werden.
Das Team der Hilfswerft dankt allen TeilnehmerInnen, ReferentInnen, Jurymitgliedern, der Stiftung der Deutschen Wirtschaft und der SRH Hochschule für die gelungene Veranstaltung. Es hat uns große Freude gemacht. Wir hoffen damit einen weiteren kleinen Beitrag geleistet zu haben, damit das Thema Social Entrepreneurship zum Bestandteil der Ausbildung der zukünftigen Führungskräfte und Unternehmer wird.
Vielen Dank für das super Seminar, Nils! Viele sehr hilfreiche und praxisorientierte Inhalte… Inspiration für alles, was die Zukunft bringen mag 🙂