5. Social Entrepreneurship Stammtisch Bremen
Ein Gastbeitrag von David Peters, Global Management Student an der Hochschule Bremen
Social Entrepreneurship Stammtisch in Bremen:
Beste Laune bei bestem Wetter!
Am 23. Mai fand nun zum 5. Mal der Bremer Social Entrepreneurship Stammtisch im Café Karton statt. In gemütlicher Atmosphäre tauschten sich die Teilnehmer aus, bekamen spannende Vorträge zu hören und hatten an diesem Tag zum wiederholten Mal die Möglichkeit, sich gegenseitig kennen zu lernen, sich zu unterstützen und zu vernetzen. Kühle Getränke und leckere Kleinigkeiten des Hauses sorgten für einen entspannten Übergang von einem arbeitsreichen Tag hin zu einem inspirierenden Stammtisch-Abend.
Die Hilfswerft gibt den Startschuss
Begrüßt wurden die Gäste vom Moderator des Abends Carsten Lessmann, der sich darüber freute, dass trotz der steigenden Temperaturen und der scheinenden Feierabend-Sonne so viele Interessierte den Weg in den Karton fanden. Es zeigte sich wieder, dass dieser Stammtisch für viele eine sehr gute und unkomplizierte Möglichkeit darstellt, in lockerer Atmosphäre Kontakte zu knüpfen.
Nach kurzer Vorstellung des Hilfswerft-Teams übergab Carsten zeitig an den ersten Redner des Abends.
Innovationsmanager Andreas Mündl von der Bremer Aufbau Bank: „Überzeugungstäter unterstützen“
Wer als Innovationsmanager arbeitet, braucht den Willen und die Passion, anderen helfen zu wollen und benötigt das Know-how, um vermitteln zu können, wie man an eine Unternehmensgründung herangeht. Diese Voraussetzungen bringt Andreas Mündl von der Bemer Aufbau-Bank mit. Er ergriff als erster Referent das Wort. Im Gepäck die BAB mit ihren Angeboten für Unternehmensgründer. Am Anfang erklärte er für die Zuhörer die Aufgabe eines Innovationsmanagers und gab eine generelle Übersicht über die Förderbanken in Deutschland. Seinen eigenen Arbeitsschwerpunkt stellte er im Laufe des Vortrags ebenfalls vor, nämlich das BRUT-Programm zur Förderung junger UnternehmerInnen.
Es ist ihm als Vertreter der BAB wichtig, dass Menschen egal welchen Alters, unabhängig von der Art des Bildungs-Abschlusses und ihrer jeweiligen Lebenssituation die Möglichkeit bekommen, ihrem Traum Leben einzuhauchen. Was nicht heißt, dass manchmal auch ein gut dosierter Realismus angewendet werden muss und die konkrete Gründungssituation pragmatisch beurteilt werden sollte.
Das Bremer Förderprogramm für Unternehmensgründungen ist speziell auf Menschen zugeschnitten, die eine Idee für ein Geschäftsmodell haben und für das Ziel brennen, diese Idee Wirklichkeit werden zu lassen. Damit diese Versionen umgesetzt werden können, auch ohne die typischen und meist vermeidbaren Fehler von jungen Gründern zu machen, kann man im BRUT-Programm Hilfestellungen bekommen. Wer nach erfolgreicher Bewerbung in das halbjährlich startende BRUT-Programm aufgenommen wird, kommt in einer Gruppe mit Gleichgesinnten zusammen, in der die gegenseitige Hilfe im Vordergrund steht. Nach dem Meilenstein-Prinzip werden die zukünftigen Unternehmer von der Ideenfindung oder -weiterentwicklung über die Gründung bis hin zum Markteintritt begleitet.
Nach einigen Fragen des bis dahin sehr konzentrierten und aufmerksamen Publikums war zum Schluss jedem klar, dass die BAB ein tatkräftiger und wertvoller Unterstützer für die Gründer-Szene in Bremen ist. Nicht zuletzt, da auch einige ehemalige und aktuelle TeilnehmerInnen an diesem Abend vor Ort waren und zwei junge Gründer als nächste Redner auftraten.
Mit der BRUT-Programm wurden jetzt neben BEGIN ein weiteres Bremer Förderprogramm beim Stammtisch vorgestellt. Wir danken Andreas für seinen Input!
Selbst die Pause ist eine Bereicherung
Carsten schickte alle Anwesenden mit dem Hinweis in die Pause, sich einmal umzusehen und herauszufinden, was für Potenziale sich da eigentlich auf dem Stuhl rechts und links neben einem so tummeln. Berührungsängste? Fehlanzeige. Sofort wurde aufeinander zugegangen und sich fleißig kennengelernt, Informationen ausgetauscht und neue Bekanntschaften geschlossen.
Als Einstimmung auf den nächsten Vortrag erklärte Carsten noch einmal kurz, was Social Entrepreneurship ausmacht. Nämlich wirtschaftliches Handeln mit gesellschaftlichem Nutzen, bei dem selbst ein Teil des Gewinns wieder der Gesellschaft zugutekommt, um Herausforderungen in unserer heutigen Welt entgegenzutreten. Für all diejenige, die neben dieser Definition noch mehr über die deutsche Szene erfahren möchten, legt die Hilfswerft ihr Info-Poster ans Herz, das einen umfassenden Überblick der Unternehmen, Akteure und Unterstützer des sozialen Unternehmertums in Deutschland bietet.
hey ju design – So geht Inklusion!
Die beiden bereits angesprochenen Jungunternehmer sind die Produktdesigner Juie und Andreas. Mit ihrem Unternehmen für Produktgestaltung, Kommunikation und kreativem Handeln haben sich die beiden auf die Fahnen geschrieben, wirtschaftlichen Erfolg mit sozialer Denkweise zu verknüpfen. Social Entrepreneurship wie es sein soll.
Auf Wunsch vieler Teilnehmer des letzten Stammtisches gingen die beiden in ihrer Präsentation auf ihre bisherigen Erfahrungen als Selbstständige im Dienstleistungssektor ein. Juie und Andreas präsentierten nämlich bereits auf dem 2. Stammtisch und wollten nun aufzeigen, wie sich ihr Geschäft entwickelt. Spannend! Dabei hielten sie mit sehr herausfordernden Situationen und Fehlentscheidungen bei der Gründung und Entwicklung nicht hinterm Berg. So gingen sie darauf ein, was es heißt, sich von der Masse abzusetzen und seinem Unternehmen seine eigene Handschrift zu geben. Auf eine äußerst sympathische Weise zeigten die beiden, dass „Ein-Unternehmen-gründen“ ein ständiger Lernprozess ist, bei dem man Rückschläge als Motivation für eine stetige Entwicklung annehmen sollte. Eine inspirierende Vorstellung, wie beide die Unwägbarkeiten ihres Geschäfts mit einem Lächeln entgegentreten.
So hat hey ju design zurzeit drei Projekte, bei denen Inklusion einen wichtigen Bestandteil darstellt, Diese sollen folgend kurz dargestellt werden.
Impulsive Workshop
Beim „Impulsive Workshop“ wird in Zusammenarbeit mit dem Dominikus-Rigeisen-Werk, der Werkstatt für behinderte Menschen, Filiale Maria Bildhausen in der Region Unterfranken der Frage nachgegangen, wie man als Werkstatt mit inklusivem Denken die Tätigkeiten und das Innenleben der verschiedenen Werkstätten noch besser herausstellen und nach Außen kommunizieren kann.
Die Teilnehmer wurden mit Kreativmethoden und unterschiedlichen Werkzeugen dazu animiert, innovative und noch unbetretene Pfade zu gehen, um neue Möglichkeiten für den Standort Maria Bildhausen zu entwickeln.
Neues aus Bestehendem
Ein weiteres Projekt ist „Neues aus Bestehendem“.Hier geht es darum, in Zusammenarbeit mit der Delme-Werkstätten GmbH bestehende Keramikprodukte mit passendem Design aufzuwerten. Dabei wurden schon in der Planung die Möglichkeiten und Fähigkeiten der Beteiligten mit einbezogen, damit jeder Handgriff sitzt und der Spaß nicht zu kurz kommt.
Gemeinsam gestalten
Das 3. Projekt trägt den Namen „Gemeinsam gestalten“. Und der ist hier Programm! Auch hier gemeinsam mit den Delme-Werkstätten wurden die Beschäftigten er Keramik-Werkstatt mit ins Boot geholt, um Ideen zum Thema „Essen, Verstauen, Erleben“ zu entwickeln. Um dabei persönliche Bedürfnisse herauszufinden, geht hier Praxis über Theorie. Es heißt: ausprobieren, was passt! Dabei entstanden individuelle Prototypen, die nach persönlichem Können und Wünschen gebaut und ausprobiert wurden.
Juie und Andreas ernteten viel Anerkennung für Ihren Weg und wurden gespannt zu Aussichten und möglichen Herausforderungen bei zum Beispiel der Vermarktung ihrer Produkte befragt. Auch dabei waren sich beide nicht darum verlegen zu zeigen, dass sich vieles auch einfach erst entwickeln muss und man mit einem Plan an die Aufgaben herangeht, aber auch mit neuen Situationen klar kommen muss. Vielen Dank für diese Einblicke, ihr beiden. Infos zu hey ju findet man auf ihrer Homepage.
Carsten schickte nach diesem spannenden Beitrag die Gäste wieder in eine kurze Pause, die aber kaum einer dazu nutzte das schöne Wetter zu genießen, sondern lieber wieder angeregte Gespräche mit den anderen Teilnehmern aufnahm. Es wirkte alles vertraut, obwohl auch bei diesem Stammtisch einige neue auf bereits bekannte Gesichter trafen.
welcome to bremen – Der Zugang zu Integration
Schon mal von Eiko und Jan Hendrik von vomhörensehen gehört? Nein? Sollte man aber! Denn die beiden Jungs waren gestern Abend die Gesichter einer Gruppe von teilweise bis zu 30 ehrenamtlichen Helfern, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Flüchtlingen und Helfenden eine Internetseite und damit auch eine Plattform zu bieten, auf der man sich bis ins kleinste Detail über die Möglichkeiten und Hürden im Prozess der Integration informieren kann. Nach einem kurzen Einblick in ihr Unternehmen und der Erklärung, was die Aufgabe und die Projekte von ihrem sozial orientierten Unternehmen sind, kamen sie ohne Umwege zu ihrem aktuellsten Anliegen. Beide wollten nicht über sich sprechen, sondern über das, was ihnen wichtig ist.
Sie versuchen mit ihrer Website, die Flut an wichtigen Informationen und die wichtigsten Anlaufstellen in Fragen zu den Themen Ausbildung, Arbeit, Gesundheit und Sprache zu bündeln und vergessen dabei auch nicht, dass auch Dinge wie beispielsweise eine ansprechende Freizeitgestaltung wichtig sind. Und das Ganze wird dann auch noch ins Englisch und Arabische übersetzt. Der Aufwand ist riesig. Die meisten Beteiligten helfen dabei (ohne eigenen monetären Nutzen) wo sie nur können.
Neben diesem wunderbaren und zugleich wichtigen Projekt stellen sie aber auch die Grenzen des Ehrenamtes heraus, die ihnen zurzeit Skepsis über den weiteren Verlauf ihres Projektes aufkommen lassen. Sei es der zeitliche Aufwand neben dem Hauptberuf, die steigenden Kosten und der eigene Anspruch an die Qualität des Projekts. Alles erfordert mit steigendem Umfang ein Mehr an finanziellen Ressourcen und manpower, damit es auch zukünftig vorangeht und die Seite welcometobremen.de sich nachhaltig etabliert. Bei beiden merkt man, dass es hier nicht im geringsten um Profit geht, sondern darum, zu helfen. Aber selbst dabei sind jedem persönlich an einem bestimmten Punkt Grenzen gesetzt.
Und an diesem Punkt merkte man ganz besonders die Geschlossenheit, die sich an diesem Abend in der Gruppe zeigt. Sofort wurde über Möglichkeiten der Finanzierung gesprochen, welche Wege man noch probieren könnte. Teilnehmer durchsuchten teilweise schon während der Diskussion das Internet nach staatlichen Ansprechpartnern, die über die Stadt Bremen hinausgingen. Und auch die Hilfswerft macht sich hier nützlich, in dem sie das Projekt mit zu Workshops nehmen möchte, um weitere Ideen für Finanzierung und andere Herausforderungen zu entwickeln. Jeder versuchte, sich einzubringen. Dankbar darf man dafür sein, dass die Gäste für so ein gutes Gefühl gesorgt haben.
Es empfiehlt sich unbedingt die Internetseite anzuschauen und zu hoffen, dass sich sehr bald noch mehr Unterstützer finden, um dieses Projekt voranzutreiben.
Social Entrepreneurship – Wie wichtig Du bist!
Die Diskussionen gingen noch ein Stück weiter, bis wir beschlossen, aufgrund der fortgeschrittenen Tageszeit das Ganze nun in persönlicheren Gesprächen fortzuführen und das Networking noch ein wenig seine Früchte tragen zu lassen.
Aber auch inspiriert durch die Vorträge von hey ju Design und vomhörensehen wurde allen Beteiligten die Wichtigkeit und Bedeutung von Social Entrepreneurship wieder einmal verdeutlicht. Und man merkte an diesem Abend, dass diesem Thema mit Neugier und Offenheit begegnet wird. Das ist eine schöne Anerkennung und Bestätigung für alle Unternehmen, die sich mit den sozialen Herausforderungen unserer Gesellschaft auseinandersetzen.
Es war ein spannender Abend mit konstruktiver Kritik, interessanten Vorträgen und einem empathischen und tollen Publikum.
Am 15. August lädt die Hilfswerft erneut zum Social Entrepreneurship Stammtisch Bremen ein.
Auch dann heißt es ab 18 Uhr im Karton wieder: Kennenlernen, Helfen, Vernetzen!
Bis dahin und macht es gut!
2 Antworten
[…] über den Social-Entrepreneur-Stammtisch finden interessierte Existenzgründer auf der Website der Hilfswerft Bremen (externer […]
[…] Yummy Organics wird übrigens von BRUT gefördert. BRUT? Haben wir doch schon irgendwann mal was von gehört! […]