So war das Social Entrepreneurship Camp an der Uni Augsburg
Vom 07. bis 09. Dezember 2017 haben wir erstmalig ein Social Entrepreneurship Camp an der Universität Augsburg durchgeführt. Mit an Bord waren rund 25 Studierende vor allem aus dem Fachbereich Wirtschaftsingenieurwesen. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen erwartete ein dreitägiger Workshop, bei dem soziales Unternehmertum nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch durch die Entwicklung von Geschäftsideen in Gruppen erarbeitet wurde. Inhaltlichen Input, sowie Erfahrungsberichte aus dem Alltag eines Social Entrepreneurs gab es von zahlreichen Speakern. Sie vermittelten den Studierenden aus ihrer eigenen Erfahrung heraus, worauf es ankommt, wenn man ein Sozialunternehmen gründen und aufbauen möchte.
Tag 1 – Donnerstag, 07. Dezember 2017
Am Donnerstag begann die Veranstaltung am Nachmittag direkt mit einem Impuls von Dr. Benedikt Gleich, Gründer von Buch7. Buch7 ist eine komfortable Alternative zu Amazon, der man kaum anmerkt, dass es sich eigentlich um ein soziales Projekt handelt. Satte 75 Prozent ihres Gewinns spendet die Buchhandlung an soziale, ökologische oder kulturelle Projekte. Wer dabei genau wie viel Geld erhält wird auf der Website transparent aufgelistet. Für Benedikt Gleich war die Gründung seines sozialen Online-Buchhandels nicht immer einfach, aber er würde dies immer wieder tun.
Danach ging es zur Team- und Themenfindung, die wir anhand der Sustainable Development Goals gestalteten. Die Gruppen bearbeiteten in den nächsten 2 Tagen Ideen zu den SDGs Nummer sieben, neun, zehn und zwölf. Zum Abschluss referierte Katharina Mayer von Kuchentratsch über ihre Gründung, den Prozess dahinter und ihre persönliche Vision, die hinter diesem Geschäftsmodell steckt. Bei Kuchentratsch geht es nicht nur um schmackhaftes Gebäck. Das Unternehmen hat natürlich auch einen sozialen Ansatz. Durch das Backen sollen die älteren Damen sich etwas dazuverdienen und das Gefühl haben: Mein Wissen wird gebraucht.
Tag 2 – Freitag, 08. Dezember 2017
Der Vormittag
Am zweiten Tag haben wir zunächst ein Warm-up-Spiel gemacht. Danach war Kerstin Reimers aus dem Social Impact Lab München vor Ort. Neben Aspekten, wie es nach der Idee weitergehen kann stellte sie das Modell der Social Impact gGmbH und die einzelnen Programme der Labs sowie die Arbeit des Labs in München vor. Danach ging es in die erste große Arbeitsphase und wir informierten über das Social Business Modell Canvas. Kurz vor der Mittagspause stellte Francisca Wiesbeck von Landpack deren Social Business Case vor. Dabei behandelte sie die Frage, warum nachhaltige Verpackung immer gefragter ist. Das bayerische Start-up entwickelt und produziert klimaneutrale Isolierverpackungen speziell für Lebensmittel-Versender. Stroh ist das Material, auf dem das Business aufbaut.
Der Nachmittag
Nach dem Mittagessen referierte David J. Offenwanger von ArrivalAid über den Gründungsprozess und gab hilfreiche Tipps mit auf den Weg. Bei ArrivalAid informieren zahlreiche Ehrenamtliche Geflüchtete im Vorfeld über die Prozesse vor Ort und strukturierten mit ihnen gemeinsam die Fluchtgeschichte, was aufgrund oft jahrelanger Flucht nicht immer einfach sei. David berichtete dabei auch über andere Standorte von ArrivalAid und andere Angebote, wie die Zeitung ArrivalNews oder Arrival Akademie, die Fortbildungskurse anbietet.
Am Nachmittag arbeiteten die fünf Gruppen weiter an ihren Geschäftsmodellen um gesellschaftliche Herausforderungen zu lösen. Der Abschluss dieses Tages war Maria Prahl von Working Between Cultures mit einem Vortrag über ihre Gründungsphasen und deren Wachstum. Working Between Cultures unterstützt Menschen und Organisationen im Umgang mit kultureller Vielfalt. Dies tun die drei Gründerinnen mit Trainings, Beratung und Moderation als Instrumente einer diversitätsorientierten Personal- und Organisationsentwicklung.
Tag 3 – Samstag, 09. Dezember 2017
Zu Beginn des dritten Tages gab Michael Lindlbauer von Feierabendglück den Studierenden einen Einblick aus seiner Perspektive und anhand seiner Erfahrungen über das Umsetzen eines Gründungsvorhabens. Regionale Bio-Lebensmittel und ein leckeres und gleichzeitig günstiges Abendessen geht nicht? Das Social Startup Feierabendglück ist da anderer Meinung. Wie man auf einfache, aber leckere, Art und Weise für eine lebenswerte Zukunft sorgen kann erzählte uns Michi sehr praxisnah. Das Gründungsteam verkauft Feierabend-Tüten zum kochen an Unternehmen für die Mitarbeiter sowie das wahrscheinlich nachhaltigste Kochbuch der Welt. Feierabendglück möchte die Biolandwirtschaft weiter voran treiben und gibt einen Teil der Gewinne an die Bio Boden Genossenschaft – denn die Zukunft der Landwirtschaft kann nur Nachhaltig sein. Wenn es so weitergeht, können wir nur noch 60 Jahre so ernten, wie wir es aktuell machen.
Die Präsentationen
Nach einer weiteren Gruppen-Arbeitsphase startete die Endphase: Die Pitches.
Jedes Team hatte fünf Minuten Zeit ihre Idee einer Jury vorzustellen und mussten sich danach den Fragen stellen. Anhand der Kriterien Innovationsleistung, Realisierbarkeit und Nutzen der Idee bewerteten Carsten Lessmann (Hilfswerft) und Prof. Dr. Rathgeber (Uni Augsburg) die Ideen.
Die Ideen der Studierenden
Von der Entwicklung nachhaltiger Kaffeekapseln bis hin zu mehr Begrünung in den Städten gab es wirklich tolle Ideen und Präsentationen.
Die erste Gruppe stellte ihr Smart-Home Konzept „SuSy“ vor. Die Plattform bietet clevere Kombinationen für Energiesparlösungen an und bietet Know-How, wann welche Produkte sinnvoll eingesetzt werden sollten, um Energie zu sparen. Danach ging es über zum Thema der Wiederverwertung. „RetroUse“ integriert ausgediente Produkte wieder neu in die Haushalte. Zum Beispiel ein alter Kühlschrank, der dann als Schuhregal zum Einsatz kommt.
Die Idee des Teams „Social-Eco-Fibre“ will die Zukunft durch das Sammeln und Verwerten von Plastikmüll besser machen. Um den Problemen wie zu wenig Essen, zu viel Müll und kein sauberes Trinkwasser in den Slums in Indien entgegenzuwirken entstehen Sammelstellen, die den Plastikmüll der Einwohner sammeln und sortieren. Als Belohnung bekommen die Sammler Essen, bzw. sauberes Wasser. In Kooperation mit NGOs und Unternehmen wird der Plastikmüll danach in eine Fabrik überführt und in Outdoorkleidung verwertet.
Die vierte Gruppe möchte mit „My-Coffee“ der Müllverschwendung in den Privathaushalten entgegenwirken und appelliert an einen nachhaltigen Konsum. Die Papier-Kapseln sind kompostierbar, enthalten Bio- und Fair-gehandelten Kaffee und sorgen zudem für ein gutes Gefühl beim Verbraucher. Zum Schluss stellte die letzte Gruppe ihre Idee zur Begrünung von Städten vor. „Greenboard“ möchte mit individuellen Elementen aus Moos Balkone und Hausdächer schöner gestalten. Somit wird nicht nur eine Stadt attraktiver, sondern auch die Luft gesünder.
Insgesamt hatten drei intensive Tage mit tollen Impulsen, spannenden Arbeitsphasen und zukunftsweisenden Geschäftsideen. Wir freuen uns auf das nächste Camp an der Uni Augsburg.
Das nächste SEC …
Unser nächstes Social Entrepreneurship Camp findet vom 18. bis 20. Januar 2017 an der Universität in Gießen statt.
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