Kick-Off für Bremer Social Startups im Weserstadion
Veranstaltung im Weser-Stadion mit Marco Bode, Common Goal und Bremer Markt der Möglichkeiten
Egal ob Social Entrepreneurship Camps, Helden der Heimat – Wettbewerbe oder Poster für nachhaltigen Konsum: Die Mission der Hilfswerft ist es, für Social Entrepreneurship zu motivieren und aktivieren. Und auch wenn wir bundesweit aktiv sind, so ist es auch unser Anliegen, Social Entrepreneurship an unserem Bürostandort Bremen zu fördern. In letzter Zeit wird dies von unserem Mitarbeiter Fabian übernommen, der in seiner Masterarbeit auch das Social Entrepreneurship Ökosystem in Bremen erforscht hat. Bei einer Umfrage mit Akteuren aus dem Social Entrepreneurship Ökosystem Bremen ergab sich vor allem ein Wunsch der Aktiven: Mehr Sichtbarkeit. Zwar versuchen wir dies auch schon, z.B. mit den Social Entrepreneurship Abenden, jedoch ergibt sich noch immer nicht unbedingt eine mitreißende Bewegung.
Zur Gründungswoche mehr als die üblichen Verdächtigen
Daher nahmen wir uns den diesjährigen Schwerpunkt Social Startups der vom Bundeswirtschaftsministerium initiierten bundesweiten Gründerwoche (in Bremen besser: Gründungswoche) zu Herzen und wollten eine Leistungsschau der Bremer Social Startup-Szene organisieren. Kurzerhand wendeten wir uns an das Starthaus, der lokalen One-Stop-Agency fürs Gründen und glücklicherweise fand unsere Wunsch Resonanz: Zusammen wollten wir eine besondere Veranstaltung aufziehen.
Damit Menschen auch fernab von Social Entrepreneurship Abenden auf dieses Angebot aufmerksam werden uns einen gewissen Reiz ausstrahlt, wurde sich für die VIP-Lounge des Weser-Stadions entschieden. Ein Ort, der zunächst wenig nach Startups aussieht. Aber wo Reibung ist, ist auch Energie.
Ehemaliger Nationalspieler als Wächter der Zeit
Nach einigem Planen stand das Lineup fest: Wir luden mit Thomas Preiss, dem Co-Gründer von Common Goal, einen
inspirierenden Impuls aus Berlin ein. Außerdem wurde ein Bremer Wirkungspreis der Bremer Sparkasse und des Starthauses ausgelobt. Das Publikum und eine vierköpfige Jury konnten mit Tischtennisbällen für ihre Favoriten aus acht Social Startups abstimmen, die sich am Abend sowohl in kurzen Elevator-Pitches, als auch mit Ständen auf dem Markt der Möglichkeiten präsentierten. Moderiert wurde das Event von Kostja Hausdörffer (Starthaus) und Fabian Oestreicher (Hilfswerft). Die Jury bestand aus Dino Zirwes (Sparkasse Bremen), André Wollin (Moin Startup Bremen), Michael Stuckenberg (Starthaus Bremen) und Uwe Wunder (Social Impact Lab), welche jeweils 25 Stimmen zur freien Verteilung erhielten. Durch glückliche Umstände gab am Abend selbst dann sogar Ex-Nationalspieler und Werder-Aufsichtsratspräsident Marco Bode ein kurzes Grußwort und wurde daraufhin zusammen mit Starthaus Geschäftsführer Ralf Stapp gleich zum unnachgiebigen Zeithüter bei den Pitches befördert.
Mehr als Fußball
Thomas Preiss zeigte in seinem Impuls die Bedeutung des Fußballs über die Blitzlicht-Glitzerwelt des Profifußballs hinaus auf, welche nach den letzten Football-Leaks Veröffentlichungen weiter an Sympathie verliert. Denn Fußball verbindet weltweit Kulturen und kann als Instrument auch für Bildungsaufgaben oder sogar der AIDS-Bekämpfung eingesetzt werden. Die Initiative Common Goal verpflichtet mit einem „Pledge“ Fußballgrößen wie Mats Hummels, Juan Mata, Serge Gnabry oder Julian Nagelsmann dazu,
mindestens ein Prozent ihres Einkommens zu spenden. Common Goal wiederum hat ein Netzwerk von vertrauenswürdigen NGOs weltweit zur Verfügung, welche dieses Geld im Zusammenhang mit dem Fußball verwenden können. Die Vision: Ein Prozent der gesamten Fußballindustrie soll irgendwann einmal eingenommen werden, die Unterstützung der Sustainable Development Goals (SDGs) soll integraler Bestandteil des Geschäftsmodells Fußball sein. Dafür muss jedoch noch ein langer Weg gegangen werden.
Noch kein SV Common Goal Bremen
Bisher hat sich erst ein norwegischer Verein dazu entschieden, z.B. ein Prozent der Eintrittseinnahmen zu spenden und Spielern per Opt-In zur Wahl zu stellen, ein Prozent ihres Einkommens abzugeben. Bei Werder Bremen macht immerhin ein eSportler schon mit und das Projekt wird mit Wohlwollen begleitet. Jedoch müssten auch die eigenen CSR-Aktivitäten berücksichtigt werden, so Marco Bode auf Nachfrage.
Die Bremer Social Startups stellten sich vor
Bei den Social Startups waren verschiedenste Ideen und SDG-Felder anwesend. Im Rennen waren
- Cup2Date
- fairTauschen
- heyju design
- L’Epicerie Bio-Unverpackt
- Yummy Organics
- Watertuun
- WelcoMate
- Weserholz
Durchgesetzt hat sich Laura Brandt von Yummy Organics, deren Pitch neben Ihrer Gewürzmarke mit Pay-What-You-Want-Preispolitik vor allem auch daraus herausstach, dass Sie eine konkrete Verwendung für die 700 € Preisgeld nannte und die Zuhörer*innen „Weihnachten ohne Gewürze“ vorstellen ließ. Den zweiten Platz erhielt der Tauschladen fairTauschen, Dritte wurden die Jungs von Cup2Date und ihrem Becher-Pfandsystem.
Unsere Meinung:
Dieses Mal von Crew-Mitglied Fabian
Welches Fazit kann nun von der Veranstaltung gezogen werden? Als Mitorganisator ist meine Perspektive natürlich etwas hilfswerftblau eingefärbt. Doch durch die vielen Gespräche beim lockeren Austausch zwischen Sandwich und Chili Sin Carne wurden viele Komplimente gemacht, auch die Startups schienen sich aufgrund der feineren Location an der Wertschätzung erfreut zu haben.
Abwechslungsreicher Rahmen
Mir haben die bunten und kreativen Stände von ihnen gefallen, auch die Sozialunternehmer*innen haben sich Mühe gegeben. Das Abendprogramm war ein abwechslungsreicher Ritt durch die Formate, von Impuls, zu Pitches, zu Ständen, zu Abstimmungen, Preisverleihung und Essen. Ich habe mich auch besonders gefreut, dass im Vorfeld zwei Social Startups von Radio Bremen und buten un binnen interviewt worden sind, sodass hier auch noch einmal mehr Sicht- bzw. Hörbarkeit entstehen konnte. Positives kann dabei nicht enden, ohne die personelle und finanzielle Unterstützung des Starthauses zu erwähnen, aber auch die Sparkasse Bremen und der Kraftwerk City Accelerator haben ihren Teil dazu beigetragen.
Noch mehr Sichtbarkeit wäre möglich gewesen
Doch es gab auch Punkte mit Verbesserungspotenzial: Das waren einmal Kleinigkeiten wie der kratzige Ton oder das Vergessen, um eine kleine Evaluation zu bitten. Was leider durch zwei kurzfristige personelle Ausfälle sehr offensichtlich wurde, war das Ungleichgewicht der Geschlechter beim Rahmenprogramm. Weder in der Moderation, in der Jury oder bei den Impulsen gab es eine Frau, zum Glück wurde dies bei den Startups wieder etwas ausgeglichen. Schade war auch, dass sich keine Zeitung- oder Hörfunkakteure meldeten. Die Teilnehmerzahl war zufriedenstellend, jedoch hatten sich viel mehr Zuschauer*innen angemeldet. Gerade bei so einem Aufwand würde man sich natürlich eine niedrigere No-Showrate wünschen, das ist wohl der Fluch der kostenlosen Anmeldung.
Bremer Wirkungspreis 2019?
Die Veranstaltung hieß Kick-Off, sie dient also als Anstoß für Social Startups. Anders interpretiert: Das kann nur der Anfang sein, ein aktiveres Social Entrepreneurship Ökosystem aufzubauen, wie es auch das Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland empfiehlt. Mein persönlicher Wunsch für das nächste Jahr: Lasst uns den Bremer Wirkungspreis ausbauen, sowohl hinsichtlich der finanziellen Bedeutung, als auch einem würdigen Bewerbungsprozess. Neben dem Umwelt- und den Gründerinnen- und Unternehmer-Preis, ist hierfür auf jeden Fall noch Platz und schafft vor allem wiederum eins:
Mehr Sichtbarkeit!