Wandel in der Wirtschaft – Inklusion
Wirtschaft mal anders. Wie man gesellschaftliche Probleme aus einem wirtschaftlichen Blickwinkel angehen kann und echten Wandel schafft konnten die Teilnehmer*innen des Social Entrepreneurship Camps erfahren. Inklusion in der Arbeitswelt sollte der Fokus von den drei Camp Tagen sein. Was genau hierbei erlernt wurde und welche Sichtweisen näher beleuchtet wurden, ist nachfolgend zu erfahren.
Herausforderung
Gesellschaftliche Herausforderungen, wie die Gestaltung einer inklusiven Arbeitswelt, durch eine wirtschaftliche Herangehensweise zu lösen klang für die meisten Teilnehmer*innen des Social Entrepreneurship Camps (SEC) erst einmal fremd. Genau das erklärte Carsten Lessmann aber zu Beginn des dreitägigen Workshops, um den Studierenden aufzuzeigen was sie in den kommenden Tagen erwarten durften.
Als Kooperationspartner der Hilfswerft und des SECs stellte Herr Mundl die Arbeitsschwerpunkte vom Amt für Versorgung und Integration Bremen (AVIB) im ersten Impuls vor. Er vermittelte die Aufgaben und Leistungen des AVIB, die dazu beitragen sollen, dass Menschen mit einer Beeinträchtigung es leichter im 1. Arbeitsmarkt haben. Außerdem sollen akzeptable und individuelle Lösungen für Arbeitgeber*innen und schwerbehinderte Beschäftigte gefunden werden. Mit dieser fachlichen Perspektive starteten wir in den nächsten Praxisimpuls.
Thomas Landini von Das bunte Zebra und Marco Rockert brachten den Blickwinkel und die Inklusionsexpertise von betroffenen Menschen mit in das Camp. Wir lernten den Unterschied zwischen Integration und Inklusion, welcher mit einem Zitat von Dieter Katzenbach gut beschrieben werden kann: „Integration bedeutet Duldung, Inklusion ist Zugehörigkeit.“ Die Teilnehmer*innen verstanden, dass die Behinderung nicht allein einen Menschen definieren sollte, sondern die individuellen Stärken des Menschen im Vordergrund stehen müssen. Marco Rockert untermalte diese Aussage mit seiner Person und Ausstrahlung. Der 45-jährige Functional Trainer mit „Besonderheit“ berichtete aus seinem Leben und seinen Erfahrungen als Betroffener. Mit diesen Einblicken starteten wir in die Themen und Teamfindung.
Vom Thema zum Team
Mit dem Wissen aus den vorherigen Impulsen wurden nun Herausforderungen rund um das Thema Inklusion zusammengetragen und am Ende bildeten sich fünf Teams mit unterschiedlichsten Zielen. Im Anschluss trafen sich die Gruppen, um das Problem näher zu betrachten. Das geschah mit Hilfe der Eisberg-Methode, bei der die Herausforderung in die Mitte gestellt wird und die Spitze des Eisbergs sammelt die Auswirkungen des Problems. Unterhalb des Problems liegen die Ursachen, die man im Laufe des Camps angehen soll. Damit sollten die Gruppen eine gemeinsame Problembeschreibung erarbeiten, um später in die Ideengenerierung zu starten.
Bremen: Inklusion im Arbeitsmarkt
In dem letzten Impuls des ersten Camp Tages stellte Lars Gerhardt sich und seine Projekte vor. Unter anderem Wohn:Sinn, ein Bündnis für inklusives Wohnen im deutschsprachigen Raum. Außerdem zeigte er die Herausforderungen in der Inklusion für Menschen mit einer sogenannten geistigen Behinderung auf. Allein in Bremen gibt es mindestens 2.500 potenzielle Arbeitnehmer*innen mit einer sogenannten geistigen Behinderung. Jedoch wird die Inklusion in der Arbeitswelt nicht funktionieren, wenn Menschen mit einer sog. geistigen Behinderung an ihrer Arbeitsleistung gemessen werden. Dabei kann das Budget für Arbeit helfen, denn hier können bis zu 75% des Arbeitnehmer-Bruttos in Bremen an Arbeitgeber*innen gezahlt werden. Als Schlusswort nannte Lars Gerhardt zwei Gelingensbedingungen für Inklusion in der Arbeitswelt: Empowerment und den Unterstützerkreis. Als Unternehmer*innen muss man zuerst den Menschen betrachten und dann den Arbeitsplatz und somit Teil des Unterstützerkreises werden. Mit diesem Input ging es in die letzte Gruppenarbeitsphase für den ersten Tag.
Ein Inklusionsbetrieb stellt sich vor
Nach einem kurzen Rückblick auf den ersten Tag folgte auch schon der erste Impuls für den neuen Tag. Christane Johannsen stellte sich als Geschäftsführerin der Raumwerkerei vor. Die Raumwerkerei ist der größte Wirtschaftsbetrieb im Land Bremen mit einer Schwerbehindertenquote von 40% und damit ein Inklusionsbetrieb. Der Betrieb ist erfolgreich, was daran liegt, dass Talente gesehen werden statt Defizite, was zeigt, dass Inklusion auf dem ersten Arbeitsmarkt funktioniert.
Business Model Canvas
Wir starteten mit diesem Praxisbeispiel in die Ideengenerierung. Hierfür nutzen wir den Ansatz der Traummaschine, die alles kann. Vor allem alles was wir brauchen, um die Ursachen zu beheben, die die am Vortag erarbeiteten Herausforderung mit sich bringen. Alle Ideen, die sich leicht umsetzen lassen und die von der Gruppe als gut befunden wurden kamen dann in das Ideenregal. Im Anschluss stellte Carsten uns das Social Startup Canvas vor, welches ein Tool ist, um ein Geschäftsmodell und eine Startup Idee zu visualisieren. Außerdem kann man damit testen, ob die Idee auch unternehmerisch sinnvoll ist. Man erhält einen schnellen Überblick über ein Projekt und wie es funktioniert. Die fünf Gruppen hatten nun Zeit ihr eigenes Geschäftsmodell und ihre Idee abzubilden.
Landesinitiativen und die Arbeit des Landesbehindertenbeauftragten
Um die Landesinitiativen und die Arbeit des Landesbehindertenbeauftragten kennenzulernen, durften wir den Impuls von Kai J. Steuck mitnehmen. Er stellte uns die Aufgaben und Befugnisse des Amtes vor und zeigte auch auf, dass das öffentliche Interesse an allen Facetten und Bereichen von Inklusion immer stärker zunimmt. Um Verena Bentele zu zitieren: „Das ist eine gute Sache, denn bei Inklusion geht es schließlich nicht nur um Menschen mit Behinderung, es geht um die Haltung und die Wertvorstellungen einer ganzen Gesellschaft.“
Speedback
Zum Ende des zweiten Tages folgte ein Speedback von einigen Referent*innen und Mitarbeiter*innen der Universität Bremen. Um genauer vom LEMEX, dem Lehrstuhl für zukünftige Gründer:innen und Entrepreneure. Hierbei wurden die Ideen und Geschäftsmodelle der verschiedenen Gruppen mit verschiedenen Blickwinkeln betrachtet und Verbesserungsvorschläge mitgeteilt. Mit Hilfe des Speedbacks wurde uns dann die Pitch Präsentation vorgestellt. Hierbei geht es darum seine Geschäftsidee in kurzer Zeit auf den Punkt zu bringen und von der Herausforderung aus einer Geschichte zu erzählen und damit andere zu überzeugen. Die letzte Gruppenarbeitsphase für diesen Tag war damit auch geschafft und wir freuten uns auf den letzten Tag.
Auf die Pitche, fertig? Los!
Der letzte Tag sollte ein besonderer sein. Um noch einmal gut vorbereitet auf den Pitch zu sein hatten wir einen letzten Impuls von Gernot Sümmermann von Autak, welcher uns selbst die Geschäftsidee von Autak, einen Rollstuhl, der über Stufen fahren kann, pitchte. Nachdem wir nun gesehen hatten, wie man ein Produkt pitcht hatten wir nochmal Vorbereitungszeit, um selbst nochmal an unseren Präsentationen zu feilen. Als Highlight des Camps kam das Kamerateam von buten un binnen, um einen Beitrag über das Social Entrepreneurship Camp zu machen. Ab Minute 8.40 wird von unserem Camp berichtet. Abgerundet mit dem Feedback der dreiköpfigen Jury endete ein lehrreicher und ideengefüllter Workshop von drei Tagen, welcher die Inklusion in der Arbeitswelt aus einem anderen Blickwinkel beleuchtete.