Unser Rückblick auf die Social Start-up Night in Berlin
Unser Rückblick auf die Social Start-up Night in Berlin mit dem Pre-Event Social Start-up Challenge
Dieser Tag wird uns wohl lange in Erinnerung bleiben. Die Social Start-up Challenge und die Social Start-up Night waren lang geplante und intensive Veranstaltungsformate. Die Challenge startete schon früh morgens, sodass am Abend die Ergebnisse vorgestellt werden konnten. Nahezu 300 Teilnehmer waren dann bei der Social Start-up Night unter Schirmherrschaft von SPD-Politikerin Brigitte Zypries anwesend und verfolgten interessiert, was für Kooperationen zwischen Wirtschaft und sozialen Start-ups möglich sind.
Nicht schwer zu erkennen: Wichtige Ereignisse für das Hilfswerft-Team! Da ist es natürlich wichtig das Ganze mal Revue passieren zu lassen …
Willkommensrede: Brigitte Zypries als Unterstützerin des Social Entrepreneurships
Am 27.09.2016 war es nach langer Planung und Vorbereitung endlich soweit: Die Social Start-up Night begann mit einer Eröffnungsrede der Parlamentarischen Staatssekretärin beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Frau Brigitte Zypries.
In ihrer Begrüßung machte sie deutlich, dass soziales Unternehmertum wichtig für eine funktionierende, gesunde Gesellschaft ist und deshalb auch innerhalb der Wirtschaftspolitik ein Thema ist.
Sozialunternehmen machen soziale Ideen marktfähig. Das gilt für Naturschutz ebenso wie für Bildungsangebote. Das traditionelle deutsche Wirtschaftsmodell, das von der Innovationsbereitschaft seiner mittelständischen Unternehmen lebt, kann durch diese Unternehmen neue Ideen bekommen. Von einer engeren Kooperation zwischen jungen und etablierten Unternehmen können beide Seiten erheblich profitieren. Deshalb bringen wir heute Abend zwei Innovations-Motoren unserer Wirtschaft – Sozialunternehmer und traditionelle Unternehmer – zusammen.
Quelle: Pressemitteilung des BMWi
Für etablierte Unternehmen und Social Start-ups bieten sich Kooperationen an, die für beide Seiten einen enormen Mehrwert bieten können. Einerseits können klassische Wirtschaftsunternehmen ihre Kooperationsarbeit mit Social Startups im Rahmen ihrer CSR-Aktivitäten (Corporate Social Responsibility) durchführen und somit ihre Nachhaltigkeitsperformance gestalten und verbessern und die Sozialunternehmen profitieren vor allem durch Vernetzung, Erfahrungsaustausch und oftmals dann auch finanzieller Unterstützung – notwendige Bedingungen auf denen die eigentliche Arbeit für den gesellschaftlichen Impact aufbaut.
Die Keynote „Social Thinking & Social Entrepreneurship für Unternehmen“
Nach der motivierenden Eröffnungsrede von Frau Zypries, hatten wir die Ehre Manuela Pastore von der Boehringer Ingelheim GmbH die Keynote zum Thema „Social Thinking & Social Entrepreneurship für Unternehmen“ sprechen zu hören. Frau Pastore leitet den Arbeitsbereich soziales Unternehmertum. Eines ihrer Kernprojekte ist die internationale Unternehmensinitiative „Making more Health“, die die Förderung von sozialunternehmerischem Denken und Handeln zum Ziel hat. Ein Vorzeigeprojekt ist beispielsweise innovIndia. Dabei handelt es sich um eine Initiative zur Förderung von Social Business und zum Ausbau von Managementfähigkeiten. Im Rahmen eines etwa einwöchigen Programms werden Führungskräfte aus allen Bereichen an sozial-ökologische (CSR-) Themen herangeführt und es wird erarbeitet, wie sich Herausforderungen bspw. aus dem Gesundheitsbereich bewältigen lassen.
Besonders eingeprägt hat sich bei uns die erwähnte Beobachtung von Frau Pastore, dass Mitarbeiter von Unternehmen wie Boehringer Ingelheim gerne mit sozialen Unternehmen zusammenarbeiten, aber nicht nur als Geldgeber fungieren wollen. Mitarbeiter möchten sich gerne mit den Themen, die an sie herangetragen werden, identifizieren können und ebenso als Teil des Projekts gesehen werden und ihren sozialen Impact beisteuern.
Mit Social Entrepreneurship soziale Ziele erreichen: Vorstellung gelungener Kooperationen von Social Start-ups und etablierten Unternehmen
Weiter ging es im „Tandem-Format“: Es stellten sich Vertreter gelungener Kooperationen von Unternehmen und Social Start-ups vor.
Tandem Nr. 1 bestand aus Annette Wolter von der Innatura gGmbH und Bettina Brown von MINGA BERLIN Apparel GmbH & Co. KG
Frau Annette Wolter, studierte Informationswissenschaftlerin, ist Partner Network Manager der Innatura gGmbH, die, gegründet im Jahr 2013, fabrikneue Sachspenden aus dem Einzelhandel und der Industrie an gemeinnützige Organisationen verteilt. Somit ist Innatura die Schnittstelle, die effektiv zwischen Organisationen vermittelt, um Bedürftige zu versorgen. Bettina Brown ist Geschäftsführerin von MINGA BERLIN. Das Unternehmen produziert fair hergestellte Socken aus hochwertiger Bio-Baumwolle und vertreibt sie über den Online-Shop und ein weltweites Handelsnetz. MINGA BERLIN engagiert sich sozial und ist u.a. GOTS zertifiziert.
Die Kooperation zwischen den Unternehmen besteht darin, dass MINGA BERLIN nicht verkaufte Socken an die Innatura gGmbH geben kann. Der Vorteil? Frau Brown betont, dass es für ein Textil-Unternehmen, dass auch noch sozial engagiert ist und dies auch vermitteln möchte, einen Imageverlust bedeuten kann, wenn in diesem Fall Socken z.B. im SALE billig verkauft werden. Die Wertschätzung, die sich MINGA BERLIN in hohem Maße für sein Socken wünscht, wird so beim Kunden nicht ankommen. Durch die Zusammenarbeit mit Innatura kann dies umgangen werden und auch auf Verbraucherseite sozial gehandelt werden.
Das 2. Tandem bestand aus Katherin Kirschenmann, CPO und Co-Founder der The DO School Innovation Lab GmbH. Ihre erfolgreiche Kooperation ging sie mit Dirk Hoffmann, Geschäftsführer der CFO Messe Berlin GmbH, ein.
Die DO SCHOOL ist einer Bildungsplattform, die international agiert und unterschiedliche Programme zu Themen wie Innovation und Social Entrepreneurship anbietet. Beim Learning-by-Doing und dem Zugriff auf ein internationales Experten-Netzwerk sollen Individuen und Organisationen Kompetenzen erwerben, die „Good Business“ möglich machen sollen. Aber für solch‘ einen Prozess darf es natürlich an praxisnahen Problemstellungen und spannenden Partner-Unternehmen nicht fehlen. Einen Auftrag für die DO SCHOOL vergab dann Dirk Hoffmann. Er suchte für sein Unternehmen eine innovative IT-Lösung, die von Social Entrepreneurs entwickelt werden sollte. Die beiden betonten, dass die Kooperation sehr fruchtbar war und sowohl die Sozialunternehmer in Form von Wissen, Vernetzung und finanziellen Mitteln profitierten und auf der anderen Seite die Messe Berlin die erarbeiteten Lösungsvorschläge für ihre IT-Strategie nutzen konnte.
Tandem Nr. 3 Proboneo & METRO AG. Claudia Schluckebier, Geschäftsführerin von Proboneo gGmbH vermittelte Simone A. Meyer von der Metro AG in das Pro-bono-Projekt FitKids, welches Kindern von drogenabhängigen Eltern Hilfe anbietet. Genau das ist das Konzept von Proboneo: Fach- und Führungskräfte, die sich mit ihren berufspezifischen Kompetenzen im Rahmen von Pro-bono-Pojekten in sozialen Organisationen engagieren werden entsprechend vermittelt. Unternehmen können ihren Mitarbeitern dadurch ermöglichen, sich auch außerhalb ihres Hauptberufs mit sinnstiftender Arbeit auseinanderzusetzen und ihre Kompetenzen voll auszuschöpfen. Frau Meyer machte deutlich, dass sie in diesem Projekt sehr viel Wertschätzung erfahren hat und sich bereichert fühlt durch diese Erfahrung. Ist diese Kooperation ein Beispiel für zukünftige, sinnorientierte Mitarbeitermotivation und -weiterbildung?
Social Entrepreneurship praxisnah: Vorstellung der Challenge
Unser Geschäftsführer Nils Dreyer folgte darauf mit der Vorstellung der Hilfswerft und der Social Start-up Challenge, dem Pre-Event, dass zuvor tagsüber stattfand. Hier wurden Kooperationen zwischen Unternehmen und Social Start-ups eingegangen und vorher eingereichte „Challenges“ bearbeitet. Dies sind die drei Gewinner-Teams, die ihre Ergebnisse dann am Abend bei der Social Start-up Night vorstellen durften:
MentorMe
MentorMe ist ein Berliner Social Startup, das 2015 gegründet wurde. Ziel der Unternehmung ist es Studentinnnen und Absolventinnen mit einem 12-monatigen beruflichen Förderprogramm den Übergang von Universität zur Arbeitswelt zu erleichtern. Dazu werden drei verschiedene Services angeboten:
1. Ein individuelles Mentoring, welches einmal im Monat stattfindet und sich auf Mentees und berufserfahrene Mentoren beschränkt.
2. Ein Training-Programm, welches sowohl online als auch offline Training in den Bereichen Selbstmanagement und Leadership bietet.
3. Teilnahme an Networking Events wie Get Together für Mentees und Mentoren, Firmenbesuche oder exklusive Treffen mit beruflich erfolgreichen Männern und Frauen.
Im letzten Programmjahr hat MentorMe mit diesen Services 52 Mentees mit Mentoren zusammengebracht. In Zukunft möchte das Unternehmen mehrere Kooperationen und Partnerschaften mit Firmen und Organisationen eingehen und dort Angestellte zu Mentoren machen.
Diakonie Güterloh e.V.: Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Die Diakonie Gütersloh e.V. gibt es seit 1999 und umfasst mittlerweile insgesamt 424 Mitarbeitende, die von 275 Ehrenamtlichen unterstützt werden, bei der Pflege, Beratung und Begleitung von Menschen in allen Lebenslagen. In Bezug auf die Challenge ging es der Diakonie Gütersloh vor allem darum, für Familien die Vereinbarung von häuslichen Pflichten und dem Beruf zu verbessern. Aus diesem Grund will die Diakonie eine Unternehmenskultur- und Struktur schaffen, die sich positiv auf Eltern und Alleinerziehende in Branchen mit festen Präsenzzeiten oder Schichtarbeiten auswirkt.
Querstadtein
Das junge Sozialunternehmen „Querstadtein“ bietet in Berlin Stadtführungen an, welche von Menschen durchgeführt werden, die es in der Gesellschaft sehr schwer haben (z.B. Obdachlose oder geflüchtete Menschen). Diese Führungen bieten eine ganz besondere Einsicht in das Leben in der Hauptstadt und schafft einen Dialog auf Augenhöhe und einen aktiven Beitrag gegen Vorurteile und Berührungsängsten gegenüber Flüchtlingen und Obdachlosen. In den nächsten Jahren möchte „Querstadtein“ ihren Kundenkreis erweitern und Events mit Touren oder Workshops anbieten.
Über den gesamten Challenge-Tag und die Teilnehmer erfahrt ihr hier mehr.
Das Schlusswort
Markus Sauerhammer vom Bundesverband Deutsche Startups e.V., Mitveranstalter des Events, ergriff am Ende der Veranstaltung das Wort für ein Resümee. Er ist Repräsentant des Startup-Verbands, der die Gründerkultur in Deutschland stärken möchte, für innovatives Unternehmertum wirbt und die Szene vernetzt. Markus leitet die Arbeitsgruppe Social Entrepreneurship innerhalb des Verbands.
Natürlich nutzte er die Chance, das Wort auch an die anwesende Frau Zypries zu richten. Deutschland müsse im Bereich Social Entrepreneurship noch einiges aufholen und beginnen sich mit „den Großen“ zu messen. Er bezog sich dabei auf eine jüngst veröffentlichte Studie der Thomson Reuters Foundation. Hier belegt Deutschland lediglich Platz 12 hinter den USA (1.), Kanada (2.), Großbritannien (3.), Frankreich (10.) und der Schweiz (11.). Das gesamte Ranking kann man hier einsehen.
In Berlin there is a real ecosystem in place, with specialized incubators, accelerator programmes, co-working spaces, and much more. What is missing is an increase in investment money.
Michael Alberg-Seberich von Beyond Philanthropy zur Studie
Dann folgte ein Get-together und Networking-Buffet. Dort wurde diskutiert, sich ausgetauscht und vernetzt. Ein intensiver Tag ging bei Bier und Wein würdig zu Ende. Und wieder einmal zeigt sich, dass es sich lohnt, pro-aktiv auf Ziele hinzuarbeiten. Hätte uns jemand vor einem Jahr erzählt, dass wir gemeinsam mit dem BMWi einen Tag rund um das Thema Social Entrepreneurship gestalten, hätten wir ihn für verrückt erklärt. Jetzt wissen wir es besser 😉
1 Antwort
[…] Wirtschaft bieten kann. Nach der erfolgreichen Zusammenarbeit mit dem BMWi im Rahmen der Social Startup Night haben wir uns sehr gefreut, dass Herr Wiese, als Nachfolger der jetzigen Wirtschaftsministerin […]