Alle Jahre nicht schon wieder
Weihnachten steht vor der Tür! Zeit, mein persönliches Geschenke-Einkaufsmanagement zu überdenken – auch mit dem potenziellen Weihnachtsgeschenk „Die Nachhaltigen 222“.
Auf meiner Weihnachtsgeschenkeliste stehen dieses Jahr etwa 20 Personen. Nicht jede von ihnen bekommt riesig aufwändige oder kostspielige Geschenke. Aber immerhin ist das ungefähr eine Schulklasse mit Leuten, an die ich zu Weihnachten denken möchte. Es geht dabei um Aufmerksamkeit, Beziehungen stärken, Liebe beweisen. In der Theorie jedenfalls. In der Praxis (das wissen wir alle) ergießt sich das Weihnachtsfest nicht selten in Konsumterror, Ressourcenschlachten und Perfektionsdruck weit abseits von irgendwelchen kostbareren Werten.
Zu viel vom Schlechten
Im Schnitt werden ich und jeder weitere Deutsche ca. 266 Euro für Weihnachtsgeschenke ausgeben. Das meiste davon bei Online-Riesen, deren Transportarmee die Ware unter teilweise fragwürdigen Umständen bis vor unsere Tür befördert. Wir werden Müllberge, Akkordarbeit und Umweltschäden produzieren. Da weihnachtet es mir jetzt schon zu sehr. Über Weihnachtsmüdigkeit wurde allerdings schon zu viel geschrieben. Wir brauchen Lösungen! Und für diese Lösungen benötigen wir scheinbar wirklich gute Argumente, denn sie liegen so offensichtlich auf der Hand – wir hätten die „Weihnachtsrevolution“ schon längst durchführen können.
Die alternativen Geschenkideen seien allerdings zu aufwändig, zu kostspielig, zu kompliziert. Der folgende Artikel gibt daher Beispiele für die drei Evergreens (oder Newcomer?) selbst machen, nachhaltig schenken, Zeit schenken und zeigt: Shopping-Wahnsinn ist nicht nur schlecht für den Planeten, schlecht für das Budget und schlichtweg lästig, sondern bekommt auch ernsthafte Konkurrenz: Neue Weihnachtstraditionen, die echte Zufriedenheit spenden. Und „Die Nachhaltigen 222„!
1. Selbstgemachtes schenken
Klar, der Konsumdruck ist enorm und wer „nur“ bastelt, baut, backt, zweckentfremdet, bekommt trotz aller Mühe schnell Angst, den anderen das Fest zu verderben. Schließlich hatte der kleine Sohn sich die neue Playstation und kein besticktes Kissen gewünscht. Wenn ich allerdings selbst an die Eigenkreationen meiner Familie und Freunde denke, fällt mir schnell auf, wie einzigartig und liebenswert gerade diese Geschenke sind und wie gern ich sie im Alltag verwende:
- Selbstgestricktes von meiner Mama
- Das handgemachte Kirschkernkissen von der Freundin
- Der Fotokalender vom letzten Urlaub
- Der selbst gemalte, superkitschige Weihnachtsbrief
- Das Weihnachtsmixtape
- Der selbst geschnittene Kurzfilm
- Das selbst aufgenommene Hörbuch
All diese Dinge liebe ich gerade deswegen, weil es sie nicht im Laden an der Ecke gibt. Sie sind einmalig und perfekt auf mich zugeschnitten. Sie brauchten jedoch auch Zeit, Kreativität oder manchmal sogar ein Händchen für’s Design – wobei so mancher behauptet, er besitze nichts von alldem. Wenn selbst gestalten nichts ist, wie wär’s denn dann zur Abwechslung mit gekauften, aber nachhaltig produzierten Geschenken?
2. Nachhaltiger schenken
Sozialverträgliche und ökologische Produkte wollen wir eigentlich alle. Dennoch fällen wir unsere Kaufentscheidungen vor allem unter Zeitdruck oft zugunsten des billigsten, unkompliziertesten Anbieters mit dem (vermeintlich) besten Produkt. Da fühlt man sich schon fast als Sonderling, wenn man in der Internetsuchmaschine „Geschenk-XY nachhaltig“ eingibt. Dennoch wünsche ich mir doch (vor allem an Weihnachten) Geschenke, die sinnvoll statt planlos sind und mir wirklich Freude spenden. Geschenke, die mit keinem faden Beigeschmack verbunden sind.
Ich will:
- Liebe statt Ausbeutung in jeder Masche
- Naturkosmetik statt Chemo-Pampe
- Langlebigkeit statt Mülltonnenfutter
- Öko-Geschenkpapier statt Grüße vom Waldsterben
- Geschenke mit Geschichte statt Massenklone
Wird man auf der Straße gefragt, für welche von diesen Produkten man sich eher entscheiden würde, ist die Entscheidung schnell gefällt. Doch am Ende haben wir beim Kauf selbst alle dieselben Ausreden: Wirklich nachhaltige Produzenten seien furchtbar schwer zu finden und maßlos überteuert. Das trifft ganz sicher nicht auf alle zu und selbst dafür gibt es Lösungsangebote:
Spickzettel für die nachhaltigere Wunschliste
Das neue Poster der Hilfswerft „Die Nachhaltigen 222“ zeigt auf einen Blick nachhaltiger produzierende Anbieter aus so ziemlich allen Lebensbereichen: Seien es Schreibwaren, Kleidung, Spielzeug, Feinkost, Kosmetik, Reisen oder technische Geräte.
Es erspart nicht nur die Suche nach dem richtigen Anbieter, denn das hat die Hilfswerft mit zahlreichen Kriterien schon übernommen. Sondern es liefert ganz nebenbei 222 Organisationen, viele im Bereich Social Entrepreneurship, deren Produkte auch eine Geschichte erzählen können. Da gibt es zu Weihnachten nicht nur den Gegenstand, sondern auch eine Story dazu: Wer hat das Objekt gemacht, wo, und warum und welchen Lebensweg hat es hinter sich?
Gerade zu Weihnachten gibt es dann auch oft Angebote und Aktionen, um preislich konkurrenzfähig zu sein. Grundsätzlich sollten wir uns aber auch eingestehen, im Normalfall nachhaltige Äpfel mit unnachhaltigen Birnen zu vergleichen. Letztere übertragen die eigentlichen Kosten auf uns alle.
Daneben erhält man durch das Poster übrigens auch noch einfache Tipps für einen nachhaltigeren Alltag. „Die Nachhaltigen 222“ eignen sich daher nicht nur als Wandschmuck und Kühlschrank-Zierde, sondern setzen selbst ein Zeichen: Ich will mehr vom Besseren!
Es ist kein „Appell mit ausgestrecktem Zeigefinger“, sondern funktioniert als einfacher Gesprächsanfang oder Notiz an die unbewussten Routinen in uns. Trotzdem ist jeder Kauf aus den „Nachhaltigen 222“ auch ein Stimmzettel für ein besseres Morgen. So leicht verschenkt man ein gutes Gefühl.
3. Zeit schenken
Zum Abschluss eine alte Idee ganz neu: Wir schenken Zeit statt Zeug. Seien wir doch ehrlich, in den allermeisten Fällen beschenken wir Menschen, die eh schon alles haben. Und vielleicht noch ehrlicher: Viele Dinge, die ich mir tatsächlich wünsche, weil ich sie brauche, kaufe ich mir einfach selbst oder möchte sie selbst aussuchen. Außerdem habe ich auch etwas davon, wenn ich Zeit schenke, indem ich sie bei einer besonderen Aktivität mit einem geliebten Menschen verbringe. Klassisches Win-Win. Vielleicht habe ich ja auch ein Talent, das ich weitergeben kann, oder mache mir die Mühe, eine ungeliebte Aufgabe für den anderen zu erledigen. Tolle Beispiele aus meinem persönlichen Umfeld waren:
- Ein Photoshop-Crashkurs
- Das neue Aufsetzen des PC’s
- Karten für’s Theater/Poetry Slam/Dinner im Dunkeln…
- Ein Ausflug ans Meer mit Restauranteinladung
- Ein gemeinsamer Tanzkurs
Damit der guten Argumente genug, jetzt sind wir dran. Ganz ohne Geschenke geht’s oft nicht, denn den anderen eine Freude zu machen, ist ja eigentlich das Schönste an Weihnachten – gleich nach den Plätzchen von Mutti. Wenn wir allerdings ein wenig mutiger werden, können wir auch ohne den riesigen Aufwand, vor dem wir uns so fürchten, unser Weihnachtsfest (nicht nur für uns) ein ganzes Stück besser gestalten.
Ach ja, danach eignen sich „Die Nachhaltigen 222“ natürlich auch als prima Vorsätze für das neue Jahr…
Autorin: Carolin Paar, Werkstudentin in der Hilfswerft