Aufhängen und Zeichen setzen: Die Nachhaltigen 222
Ein Blick hinter das neue Poster: „Die Nachhaltigen 222 – Nachhaltiger Konsum 2019“
Ein letztes Mal sitzt das Hilfswerftteam an einem Tisch, bevor der Druckauftrag gesendet wird. Das letzte Feedback wird eingearbeitet, welches Unternehmen kommt noch drauf? Jedem merkt man an, dass die Vorfreude auf das fertige Poster groß ist, doch es sollen auch keine Fehler mehr auftreten: „Heißt das nicht goood statt good mobile?“ Wieder einer weniger, wieder eine etwas höhere Chance, mit einem guten Endprodukt den nachhaltigeren Konsum in Deutschland zu unterstützen. Willkommen hinter den Kulissen vom Poster „Die Nachhaltigen 222“.
Die Reduzierung der Komplexität als Hauptaufgabe
Eine enorme Datenmenge ist in den letzten Monaten für das Poster zusammengekommen. Die Hauptrecherche-Arbeit leistete dabei die Masterstudierende und Zero Waste-Bloggerin Caroline Hoops. Über 600 Unternehmen wurden identifiziert und auf Eignung geprüft. Zusammen mit einem Designstudio sind verschiedene Entwürfe ausprobiert, verworfen und reaktiviert worden. „Als ich mit dem Poster angefangen habe, hätte ich nicht gedacht, was alles zu beachten sein wird,“ so Caroline.
Schneller mehr Reichweite
Der tatsächliche Anfang des Posters liegt noch weiter in der Vergangenheit. Die allgemeine Arbeit der Hilfswerft ähnelt einer Agentur, bei Social Entrepreneurship Camps oder Engagement-Wettbewerben werden stets die Wünsche des Auftraggebers mit einbezogen. Wer sich mit dem Gründen auskennt, weiß, dass sich standardisierte Produkte leichter verbreiten lassen, wie eben Poster. Schon Anfang 2017 kam das erste Poster heraus, ein Überblick über „Social Business in Deutschland“, das noch heute viele Wände der bundesweiten Szene schmückt.
Es fing bei den Gründern selbst an
Geschäftsführer Nils Dreyer und Sönke Burkert wünschten sich schon damals eine Fortsetzung zum Thema Nachhaltiger Konsum. Auch weil sie sich in einer Phase befanden, in der sie selbst zum Beispiel im Falle der Ernährung zu einem bewussteren Lebensstil aufbrachen. Dabei merkten sie, wie zeitraubend die Recherche nach den entsprechenden Produkten ist. Bei ihren Bekannten und Verwandten war dies nicht anders. Gleichzeitig möchten Sie aber auch ein Zeichen nach außen setzen, ohne belehrend zu sein.
Bildung statt Werbung
Diese Ziele flossen nun auch in das Poster „Die Nachhaltigen 222“ ein. Noch mehr als die abgebildeten Marken, welche bis zur Fertigstellung des Posters nichts von ihrem Glück wussten, soll vor allem das 12. Ziel der Sustainable Development Goals unterstützt werden: Nachhaltige Konsum- und Produktionsweisen. Daher sind auf dem Poster neben konkreten Markenempfehlungen auch allgemeine Nachhaltigkeitstipps und -fakten zu finden. Schließlich kommt es hierzulande zunächst einmal auf ein Weniger an, dann auf ein Besser. „In erster Linie ist das ein Bildungsprodukt. Bei jedem neuen Entwurf habe ich wieder etwas Neues gelernt, vom Wasserverbrauch zum Müllproblem und von einigen alternativen Anbietern hatte ich auch noch nichts gehört,“ beschreibt Sönke seine Lernkurve beim Projekt und verspricht: „Das wird auch vielen da draußen so gehen, wenn das Poster sie in seinen Bann gezogen hat“.
Konkret und analog
Die größten zwei Pluspunkte sind schnell gefunden: Im Gegensatz zu anderen Hilfen, wie zum Beispiel dem Nachhaltigen Warenkorb des Rats für Nachhaltige Entwicklung, gibt es konkrete Markenempfehlungen. Diese umfassen eine größere Bandbreite an Lebensbereichen und auch kleinere Unternehmen, anders als beispielsweise auf der Seite nachhaltig-einkaufen.de der Verbraucherinitiative.
Der zweite Aspekt ist das Format: Ein Poster im digitalen Zeitalter? Bevor vielleicht irgendwann einmal Telegram-Bots, Apps oder Home-Sprachassistenten mit den Inhalten gefüttert werden, sollen die analogen Wände in Büroräumen, WG-Kühlschränken, Arztpraxen oder Laden-Toiletten geschmückt werden. So können Informationen unabhängig von einem Gerät oder einer Person ihre Wirkung entfalten. Es fungiert auch als Gesprächsöffner oder Dialogbasis für die Betrachter*innen. Das Aufhängen ist ein Statement, hier ist jemand, dem/der nachhaltiger Konsum wichtig ist.
Mit Glaubwürdigkeit punkten
Eine Internetsuche ist zudem mühselig. Wer sich nicht auskennt, weiß nicht ob er den ersten Vergleichsseiten trauen soll. Im Sinne der Nachhaltigkeit wird der oder die Suchende dann nicht nur auf eine Produktsparte aufmerksam gemacht, sondern sieht, dass es auch in anderen Bereichen Alternativen gibt. Und zuletzt ganz praktisch: Das Poster eignet sich als kleines Geschenk und macht dennoch großen Eindruck!
Das Maß der Dinge
Die erste Frage, die von nachhaltigkeitsaffinen Menschen nun beinahe sicher kommt: Welche Kriterien wurden denn für die Marken angesetzt? Eine ausführliche Beschreibung findet sich auf der Kriterien-Seite. Das Thema ist sensibel, hängt doch die breite Akzeptanz davon ab. Um die Vielfalt an Akteuren auf 222 Marken zu begrenzen, wurden erst einmal nur Marken mit Standort in Deutschland berücksichtigt. Dann legte Caroline Hoops als Kriterienwächterin vor allem Wert auf ein ganzheitliche Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten. Dazu durchforstete sie die verfügbaren Informationen auf den Homepages, Tests oder Medienberichten. „Labels oder Zertifikate sind dabei kein Muss, schließlich können sich diese gerade die kleinen Marken zunächst nicht leisten, helfen natürlich aber bei einem guten Eindruck“, ergänzt Caroline.
Ein steter Lernprozess
Dennoch gehen alle Beteiligten davon aus, dass das Poster nur eine erste Version sein kann. Die Anregungen vieler Gespräche der ersten Tagen werden berücksichtigt, zudem können die Inhalte beim Poster-Feeback „gechallenged“ werden. Die Plakatmacher*innen beantworten dann konkrete Fragen auf der eingerichteten Seite. Führt eine Anmerkung zu einer Änderung der „Nachhaltigen 222“ auf dem Poster, darf sich der oder die Einreichende in Zukunft auf eine kleine Anerkennung freuen. „Wir sind willig zu lernen und freuen uns auf eine kritische Betrachtung,“ äußert sich Sönke zu diesem Punkt, „aber das darf uns nicht davor abschrecken, damit auch einmal ein Wagnis einzugehen, ansonsten wird sich Nichts bewegen.“
Verwendungszweck: Vielfältig.
Die Hilfswerft selbst verkauft das Poster nicht an Endkonsument*innen. Stattdessen steht die schnelle Verbreitung im Fokus, das soll vor allem mit den „Nachhaltigen 222“ selbst, als auch mit Organisationen, die im Bereich nachhaltiger Konsum tätig sind oder diesen unterstützen möchten, geschehen. Diese können das Poster erwerben und dann für den festen Preis von 9,90 € weiter verkaufen oder als Beilage zu Kundenzeitschriften, als Messe-Giveaway, Gastpräsente oder Crowdfunding-Goodie verschenken. Ab einer gewissen Menge kann das Poster dann auch auf die Organisation durch Logo und Hintergrundfarben angepasst werden. Eine Übersicht zeigt, wo das Plakat schon zu erwerben ist.
Die erste Berührung, ein erster Beweis
Ende Oktober war es dann soweit, die ersten Pakete mit den fertigen Druckerzeugnissen landeten im Bremer Büro. Das Recyclingpapier, mit Ökostrom produziert, liegt gut in den Händen. Nach kurzem Auffalten wird dann das Innere enthüllt, der Baum, die Farben, die vielen Informationen. Ein Wimmelbild für den nachhaltigeren Konsum, dessen alleinige Fülle schon Mut macht. Nein, die Ausrede, man habe keine Alternativen gekannt, darf nicht mehr gelten. Der Gegenbeweis liegt jetzt in den Händen von Sönke, Nils und Caroline.
Und dann geschieht das, was alle hier hoffen, dass es sich noch hunderttausendfach in Deutschland wiederholen soll: Das Poster wird aufgehängt.
Für weitere Details zum Poster „Die Nachhaltigen 222“, klickt bitte auf die entsprechende Informationsseite. Schon ab 70 Exemplaren ist eine Bestellung als Firma oder Organisation möglich. Einzelne Exemplare gibt es wie beschrieben für 9,90 € bei den Verkaufsstellen. Für konkrete Fragen wendet Euch bitte an poster@hilfswerft.de.
2 Antworten
[…] Daneben erhält man durch das Poster übrigens auch noch einfache Tipps für einen nachhaltigeren Alltag, schließlich dient es auch als Bildung für eine nachhaltige Entwicklung. Die Nachhaltigen 222 eignen sich daher nicht nur als Wandschmuck und Kühlschrank-Zierde, sondern setzen selbst ein Zeichen: Ich will mehr vom Besseren! […]
[…] Entwicklungsland sind, nämlich der nachhaltige Konsum. Es soll ein übersichtliches Zeichen gesetztwerden, was die Probleme sind und dass es schon Alternativen gibt. Viele kleine Startups machen den […]