Bilde Dir Deine Bildung!
Dieser Artikel berichtet über unsere Veranstaltung „Social Innovation Camp: Bildungsinnovationen für die Zukunft„. Du erfährst welche Impulse die Teilnehmenden von unseren externen Gästen bekamen, welche Ideen sie entwickelten und wer den IHJO Innovationspreis für sich entscheiden konnte.
Herausforderung Bildung
Bildung ist ein spannendes Gebiet. Niemand hat etwas gegen mehr und bessere Bildung. Stets sollen Milliarden darin investiert werden und die Bedeutung für den Standort Deutschland sei immens. Doch welche Kompetenzen vermittelt werden sollen, wie die richtigen Lehrformen für das richtige Alter aussehen und inwiefern es die Kreativität des Nachwuchses beflügelt oder einschränkt, darüber kann man sich herrlich streiten.
Jetzt gibt es drei Möglichkeiten:
- Die Strukturen von innen zu verändern.
- Eigene Alternativen entwickeln.
- Sich weiter beschweren und auf die Politiker_innen verweisen.
Für letztere Gruppe gab es beim digitalen Social Innovation Camp zum Thema Bildung keinen Platz. Der in Kooperation mit der „Innovativen Hochschule Jade-Oldenburg!“ (IHJO) stattfindende Blockworkshop sollte den geeigneten Rahmen dafür bieten, die Herausforderungen anzugehen und die zu entwickelnden Ideen voranzutreiben. Um die wirtschaftliche Eigenständigkeit zu berücksichtigen, wurden Methoden des Social Entrepreneurship gewählt.
Wer kann Unternehmertum?
Dabei kamen die Teilnehmenden aus unterschiedlichen Studiengängen der Oldenburger Hochschulen, aber auch Praktiker_innen aus Museen oder externen Bildungs- wie Gründungsorganisationen waren dabei. Doch was wurde von ihnen verlangt? Bilder von „berühmten“ Gründungspersönlichkeiten aus der Streaminglandschaft ließen zunächst einige unruhig werden: Wolf of Wallstreet, Girlboss, das Team aus der Serie „Silicon Valley“ oder gar Christian Lindner als strebsamer Schüler?
Doch der erste Impuls von Prof. Dr. Stephanie Birkner konnte beruhigen. Für sie gibt es weder das Gründungs-Gen, noch DIE Gründungspersönlichkeit. Es geht dabei eher um eine Haltung und ein Streben nach Entscheidungsfreiheit und Gestaltungsmöglichkeit. Die Motive können dabei unterschiedlich sein. Die Co-Geschäftsführerin des aufregenden ZUKUNFT.unternehmen-Vorhabens in Oldenburg stellt dabei die These auf, dass insbesondere die Persönlichkeit entscheidend ist und die eigenen Stärken dabei die wichtigste Ressource sind.
Herausforderungen als Gelegenheiten
Also voll rein in das eigene Entwickeln von Ideen. Doch zuvor kommt die Phase des Verstehens. Welche Herausforderungen möchte man angehen und was sind ihre Ursachen. Die Teilnehmer_innen brachten viele eigene Themen mit, notfalls hätte man sich auch aus einer Umfrage inspirieren können, welche zusammen mit dem BürgerLabor Oldenburg gestartet wurde. Das Citizen Science-Projekt sammelte Beobachtungen wie eine mangelnde Digitalkompetenz, schlechte digitale Infrastruktur, fehlender Bezug zu Gegenwarts- und Zukunftsthemen fehlt, zu starre Schulstrukturen, fehlendes Lehrpersonal oder eine neoliberale Wirtschaftslehre in Hochschulen.
Doch schließlich konnten sich fünf Themen der Teilnehmenden durchsetzen:
- Fehlende digitale Kompetenzen von Lehrkräften in Entwicklungsländern anhand des Beispiels Sri Lanka
- Außerschulische Lernstandorte bei der Vermittlung von BNE-Themen in Corona-Zeiten
- Mangelnde Unterstützung von Kreativität in Schuleinrichtungen
- Betriebspraktika trotz Corona ermöglichen
- Mangelnde attraktive Angebote für sexuelle Aufklärungsarbeit von Jugendlichen
Wären euch dazu Ideen eingefallen?
Vielleicht müsstet ihr auch etwas mehr zu den Herausforderungen wissen. Dafür wurde der Problem-Eisberg verwendet: Zunächst beschreiben die Teams die Auswirkungen, die oberflächlich zu Tage treten. Dann gehen sie an die Ursachen, der größere Teil unterhalb der Oberfläche. Welche Ursache ruft Resonanz hervor, wo könnten sich die Teilnehmenden vorstellen, dass das Angehen umsetzbare Lösungen hervorbringt?
Sarah Fasbender gab als Best Practice einen Vorgeschmack auf die Ideenphase. Sie beschäftigt sich beim Education Innovation LAB in Berlin damit, wie Kinder die Welt nachhaltiger gestalten lernen. Dabei entstehen Projekte und Produkte an der Schnittstelle von Bildung für nachhaltige Entwicklung, Digitalisierung und Demokratiepädagogik; In ihrem derzeitigen Projekt Digital Sparks, was seinen Ursprung in den Corona-Auswirkungen hatte, sollen zeitgemäße Projektwochen online durchgeführt werden können.
Kreativschmieden und Innovationslabore
Am zweiten Tag waren die Teilnehmenden an der Reihe. Orientiert an der Walt-Disney-Methode wurden sie durch die Ideenfindung begeleitet. Im zweiten Schritt sollte dann die Zielgruppe identifiziert und per vereinfachtem Value Proposition Canvas die Mehrwerte für diese herausgearbeitet werden.
Für einen Einblick in die Finanzierungswege stand Johannes Richter zur Verfügung, der bei Project Together und nun Dare2Care wertvolle Erfahrungen gesammelt hat. Dabei hat der angehende Jurist neben den klassischen Wegen auch so praktische Tipps, wie mal zu schauen, ob man sich nicht auch für das Erhalten von Geldbußen-Spenden qualifizieren kann.
Joana Stella Kompa wiederum gab in ihrem Impuls zunächst Theorie-Futter über Bildungsinnovationen im internationalen Kontext, auch in dem sie kritisch hinterfragt, ob jede Innovation tatsächlich auch als Fortschritt gedeutet werden kann. Anschließend berichtete sie über ihren Forschungsweg zu Innovation Labs, was schließlich in der Gründung der Medienfaktur mündete.
Zeit als knappste Ressource
Dazwischen arbeiteten die Teams weiter an ihren Ideen und ließen die neuen Impulse einfließen. Dabei der härteste Gegner: die knappe Zeit. Eine durch das Format gewollte Restriktion, wie es auch einer der Teilnehmende kommentierte: Nur unter Druck entstehen Diamanten. Die ersten Rohdiamanten konnten zumindest im Speedfeedback getestet werden. Dabei wurde in drei Durchläufen den Teams verschiedene Expert_innen zur Seite gestellt, damit diese in aller Kürze die Ideen anhören konnten. Anregungen und Empfehlungen von den Akteuren aus IHJO, Uni und GIZ Oldenburg sowie Hilfswerft, sollten im besten Fall die Teams aufzeigen, was am Finaltag noch zu tun ist.
Auf den Punkt bringen
Dieser begann mit einem Pitch-Training von Irene Walsh. Sie ist seit 20 Jahren in der internationalen Start-up Community unterwegs und hat schon hunderten Startups auf die richtige Spur geholfen. Mit ihrem Unternehmen „MessageLab“ hilft sie als Expertin für Investorenkommunikation und Pitching dabei, in kurzer Zeit einen guten Eindruck bei der Zuhörerschaft zu hinterlassen. Dabei berücksichtigte sie auch die besonderen Online-Umstände und verwies auf den direkten Blick in die Kamera, das richtige Hintergrund-Setting und die Ziele der jeweiligen Kommunikation.
Dieser Input war wichtig, sollte später doch für einer vierköpfigen Jury der IHJO Innovation(s)Preis vergeben werden. Neben einem ausführlicheren Pitch-Training standen noch Gutscheine von vekoop und SirPlus in Aussicht. Kriterien wie der Innovationsgrad, die Umsetzbarkeit, die potenzielle Wirtschaftlichkeit oder die Überzeugungskraft des Pitches sollten über den Gewinn entscheiden. Auch die positive Wirkung der Ideen waren ein wichtiger Aspekt, dessen besondere Bedeutung für Social Enterprises im letzten Input von der Hilfswerft-Moderation Fabian Oestreicher vermittelt wurden.
Die finalen Ideen
Schlussendlich stellten sich folgende sechs Teams den Anforderungen der Jury (ein Team teilte sich im Laufe der Weiterentwicklung noch einmal auf):
- E-Learning for Everyone: Individuelle Schulungsangebote mit Sprach- und Kompetenzanpassung, welche auch offline ausprobiert werden können. Finanzierung durch Bildungsministerien und jeweilige Softwareunternehmen, um die digitalen Fähigkeiten der Lehrkräfte in ländlichen Regionen des Globalen Südens zu verbessern.
- EDUshare: Sharingplattform für technische Geräte und Anwendungsunterstützung, um außerschulischen Lernorten auch in Pandemie-Zeiten Umweltbildung zu ermöglichen.
- MetaKultura: Bildungsangebote für gesellschaftliche Verantwortung, bei denen das Expertenwissen im Wissenstransfer teilnehmenden Unternehmensvertreter_innen helfen sollen, zu einer neuen Unternehmenskultur zu finden.
- Lovis: Digitales Angebot für Aufklärungs- und Sexfragen von Jugendlichen. Kernstück ist ein Chatbot, der auf die wichtigsten Fragen Antwort parat hat und wenn nicht, soll es die Möglichkeit für Live-Chats geben.
- Practic@Home: Per Virtual und Augmented Reality Betriebspraktika zu ermöglichen, auch wenn Unternehmenstüren durch Hygienemaßnahmen geschlossen sind. Überbrückende Unterstützung bei der Suche nach Fachkräften und Weiterbildung für Schüler*innen.
- Creative Approach: Workshop-Module zur Kreativitätsförderungen bei Schüler*innen.
And the winner is…
Jury-Mitglied Prof. Dr. Stephanie Birkner verkündete im Anschluss die Gewinner: Lovis konnte überzeugen, insbesondere durch das wichtige Thema und da die Umsetzbarkeit hier besonders greifbar erschien. Sie werden sobald wie möglich von IHJO-Programmgestalterin Andrea Klahsen und IHJO-Innovationsmanager Florian Grubitzsch die mit dem 3D-Drucker erstellte Trophäe samt Gewinn bei einer Preisübergabe erhalten, konnten aber jetzt schon einmal das digitale Siegerfoto zelebrieren.
Was die Teilnehmer_innen sagten:
Ich finde es höchst beeindruckend, wie flüssig und spielerisch ein online Workshop gestaltet werden kann, da können sich einige meiner Dozenten definitiv eine Scheibe von abschneiden. Ich hatte wahnsinnigen Spaß und möchte mich herzlich für [das] Engagement bedanken! – Jannik Conrady
Ich finde es mega super, wie offen dieses Format gestaltet ist.
[Die] Moderation ist auch sehr schön! Und [ich] finde es toll, dass man permanent begleitet wird, weil ich die Befürchtung hatte, im digitalen Format etwas zu verlieren – dem ist aber nicht so! DANKE dafür! – Jana PyrekDanke, danke, danke für diesen tollen Lichtblick auch in Pandemiezeiten und auf Distanz produktiv arbeiten zu können! (anonym)
Es hat viel Spaß gemacht! Danke, jetzt fühle ich mich definitiv bestärkt darin, meine Träume / Ziele weiter zu verfolgen 🙂 (anonym)
Was die Kooperationspartner sagten:
Die Zusammenarbeit mit der Hilfswerft im Zuge unseres Social Innovation Camps klappte einwandfrei. Problemlos konnten wir das anfangs in Präsenz geplante Social Innovation Camp in den digitalen Raum verlegen. Unsere Teilnehmer_innen erhielten ein Rundum-Sorglos-Veranstaltungspaket seitens der Hilfswerft. So leistete die Hilfswerft eine ausführliche Vorab-Kommunikation inkl. Technik-Check und Infopaket sowie ein Follow-Up zur weiteren inhaltlichen Anregung. Während des Camps sorgte der erfrischende Moderationsstil für eine motivierende Camp-Atmosphäre! Die in kurzer Zeit entwickelte Ideenvielfalt der Teilnehmer_innen belegt den Erfolg des Camps. (Andrea Klahsen, Referentin Progammgestaltung Innovation(s)Werkstatt der IHJO; Bericht der IHJO)
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