ImpactSummit 2017 – Darf es etwas social sein?

ImpactSummit 2017 - Dachterrasse Dortmunder U

Hilfswirft Mitorganisator des ImpactSummit 2017 in Dortmund

Am 19. und 20. Oktober 2017 fand der RuhrSummit mit rund 1.500 Teilnehmern in Dortmund statt. Darunter fiel auch ein Tag im Zeichen des Social Entrepreneurship. Der ImpactSummit 2017 lud GründerInnen, StartUps, InvestorInnen und Co. ein, sich zu vernetzen und weiterzubilden. Dafür waren Workshops, Panels, Key Notes und Pitches vorgesehen. Wieder konnte die Hilfswerft einen Beitrag zum Gelingen der eintägigen Veranstaltung leisten.

Unter Leitung von Janine kuratierten wir das Programm und halfen bei der medialen Verbreitung. Damit unterstützten wir vor allem das Social Impact Lab Duisburg als Hauptorganisator. Unsere Meinung zur Veranstaltung könnte also leicht eingefärbt sein („HAMMER!!!1!“), deswegen bieten wir Euch: Ein schneller Ritt durch das Programm, samt verlinkten ReferentInnen. Wir hoffen, dass sich das im Nachgang als eine wertvolle Ergänzung zur offiziellen Agenda entpuppt!

Die ersten inhaltlichen Bezüge zu Social Startups zeigte Patrick Breitenbach auf. Der „Digitale Botschafter“ hob die Bedeutung des Storytellings für Startups hervor. Der positive Erzählansatz passt zu gesellschaftsorientierten Unternehmen. Sie sollten sich u.a. ihrem eigenen Unternehmenstyp (Rebellin? Beschützer? Entdecker? Visionärin?) bewusst werden, einen passenden Gegner (konventionelles Unternehmen? Armut?) finden und auf den Teilbarkeitsgrad ihrer Informationen achten.

ImpactSummit 2017 - Greentech PanelAnschließend diskutierten Anne Christin Bansleben von rhubarb (Leder mit Rharbarber gefärbt), Julia Römer (coolar / Kühlschrank mit Wärme statt Strom) und Torsten Schreiber (africa greentec / Energieversorgung durch Container-Kraftwerke) über die Besonderheiten, wenn mit technologischen Innovationen soziale Probleme gelöst werden sollen. Dabei spielte die Finanzierung selbstverständlich eine Rolle, aber genauso auch die eigene Identität im Bezug zur Zielgruppe.

 

Möwen statt Löwen

Parallel fand die sozialere Version der Höhle der Löwen statt. Folgerichtig gab es auch keine Löwen, sondern Möwen, die jedoch genauso kritisch die sechs Pitches unter die Lupe nahmen. Angetreten sind Bettervest (Crowdinvesting für internationale Energiesparprojekte), CHANCEN eG (Bildung nachgelagert & einkommensabhängig finanzieren), Futterzeit (Hundefutter auf Insektenbasis), Librileo (Kinderbücher-Abobox), Ichó (Therapieball für Demenzerkrankte) und Fairafric (Faire Schokolade aus Afrika). Wer ins Halbfinale gekommen ist, erfahrt ihr am Ende des Textes.

Nach dem Mittagessen moderierte unser Hilfswerft-Konstrukteur Nils das Panel „Finance for Community Change“. Die Zusammensetzung barg durchaus Potenzial zur Auseinandersetzung, so war neben Markus Sauerhammer (Bereich Kooperation, startnext), Karsten Zengerling ( Senior Advisor, FASE) und Christina Opitz (Vorständin, GLS Bank) auch Alexander Gallas als Head of Corporate Citizenship Germany von der Deutschen Bank zugegen. In der Nachhaltigkeitsszene durchaus als Unternehmen umstritten, konnte Letzterer auf das strategische Engagement der Deutschen Bank Stiftung und der Deutschen Bank selbst, z.B. als Partner der Social Impact Labs verweisen. Stattdessen wurde vom Panel die Politik in die Verantwortung gezogen, die Rahmenbedingungen zur finanziellen Förderung von Social Startups zu verbessern.

 

Thema Gesundheit ein Schwerpunkt des ImpactSummit 2017

Das Panel hatte harte Konkurrenz, denn parallel unterhielt Dr. Eckart von Hirschhausen das Publikum fünf Stockwerke weiter oben und erläuterte, warum Engagement glücklich macht. Er selbst bildet mit „Humor hilft Heilen“ Clowns aus, die in Krankenhäuser Patienten wieder ein Lächeln in das Gesicht zaubern können – und dabei gleichzeitig den Heilungsprozess unterstützen.

Hans Reitz (Grameen Creative Lab) sprach über Social Business, Inklusion und die Kraft der Kreativität. „Business“ bedeutet für ihn auch füreinander Sorge zu tragen. Die Manifestion in Form von Social Business sei in Deutschland erst in ihren Anfängen.

Gleich im Anschluss präsentierte Dirk-Müller Remus das Nachfolge-Unternehmen von Auticon. Mit Diversicon vermittelt er Menschen mit Autismus nicht mehr nur an Software-Unternehmen, sondern ganz nach Ihren Interessen. Beide Referenten waren dann Bestandteil des Panels „Health meets futurepreneurs“.

Dieses wurde vervollständigt von Maxie Matthiesen, Steffen Preuß und Tom Bieling. Maxie möchte mit Rubycub, einer Menstruationstasse, der Stigmatisierung von Monatsblutungen in Entwicklungsländern entgegengetreten. Für jede gekaufte Rubycup wird eine weitere gespendet. Steffen vertrat das Startup icho. Ihr Produkt ist ein technikgestützter Therapieball mit Licht- und Soundeffekten, mit denen sie Menschen mit Demenz aktivieren. Tom hat den Handschuh Lorm Glove mitentwickelt. Das ist kein Modeaccessoire, sondern hilft Taubblinden mithilfe des Lorm-Alphabets, welches Druckpunkte auf der Hand nutzt. Der Lorm Glove übersetzt diese Impulse in die Welt des Digitalen und andersherum. So können taubblinde Menschen ein Stück weit aus der sozialen Isolation befreit werden. Die Quintessenz aus der Panel-Stunde lag darin, dass Solidarität in der Gesellschaft vorgelebt und die Teilhabe gefördert werden soll.

 

Von Kollaborationen und Insektenburgern

Das folgende Panel „ChangeMaker Company“ blieb dem Gesundheitsthema mehrheitlich treu. Silke Mader initiierte mit der European Foundation for the Care of Newborn Infants einen internationalen Prozess, um die Betreuung von Frühgeburten oder Babys mit Krankheit kostengünstiger zu gewährleisten – mit größerer Effektivität. Auch die Kooperation mit Unternehmen spielen eine Rolle, weswegen Sabine Emmerich von Boehringer Ingelheim und Dennis Hoehnig-Ohnesorg von Zalando ihre Sichtweise als Unternehmensrepräsentanten einbrachten. In einem anschließenden Workshop konnte weiter mit den Akteuren diskutiert werden.

Um Kollaborationen ging es auch beim Workshop von Naomi Ryland (tbd*). Sie zeigte sowohl anhand ihres Unternehmen, als auch an verschiedenen anderen Beispielen, wie Social Startups zusammenarbeiten können. Das kann wie bei tbd* über hochwertigen Content gelingen, oder über eine gemeinsame Veranstaltung, bzw.ein gemeinsames Produkt. Dann waren die TeilnehmerInnen gefragt, in mehreren 2-Minuten-Runden grübelten Sie über eigene Kollaborationsideen nach.

Das war schon ganz schön viel ImpactSummit 2017? Dabei war es doch erst 16 Uhr! Es folgte ein Panel über B-Corp. Ein Zertifizierungsprozess, der aus den USA mithilfe des Session-Moderators Andreas Renner langsam auch in Europa Fuß fasst. Merijn Everaarts (dooper / Getränkeflaschen), Timm Duffner (Ben & Jerrys), Anna van Eijsden (On the Rocks / Blöcke aus Steinpapier), Norbert Kunz (Social Impact), Mark T. Fliegauf (On Purpose / Karriere mit Sinn versehen) und Anna Roth-Bunting (Talents4Good / Personalberatung für sinnhafte Jobs) sind teilweise selbst B-Corps oder unterstützen das Konzept.ImpactSummit 2017 - BCorp Panel

Felix Leonhardt (Lycka / Bio-Produkte mit Spendenanteil), Philipp Kauffmann (original beans / Schokolade mit Aufforstungsfaktor), Michael Kuhndt (CSCP / Think and Do Tank für nachhaltigen Konsum) und Max Kultscher (bugfoundation) waren die Protagonisten des nächsten und letzten Panels. Wie die Firmierungen schon verraten könnten, ging es um die Lebensmittelbranche. Wie können höhere Preise für den Nachhaltigkeitsfaktor schmackhaft gemacht werden? Und was tun, wenn es wie bei bugfoundation um Produkte (Burger aus Insekten) geht, bei dem die meisten Menschen hierzulande noch die Nase rümpfen? Eine kulinarische Diskussion entsponn sich.

ImpactSummit 2017 - Social Startup Collaboration WorkshopZeitgleich brachte Christina Jäger vom Grameen Creative Lab in ihrem Workshop die Teilnehmenden dazu, über ein dringendes Problem zu reflektieren. Ein großer Plastikteppich schwimmt im Pazifischen Ozean und auch andernorts landet zu viel Kunststoff in den Meeren. In Kleingruppen wurde sich über die verschiedenen Anspruchgruppen und potenzielle Herangehensweisen zur Eindämmung Gedanken gemacht.

 

Wer ist es geworden?

Als finales Highlight des ImpactSummit 2017 stellte mit Titus Dittmann die prägende Gestalt der deutschen Skateboard-Szene sein Engagement vor und wie seine Lebenserfahrungen ihn auf diesen Weg brachte. Mit seiner Stiftung skate-aid möchte er durch das Sportgerät Kindern und Jugendlichen aus benachteiligten Regionen weltweit zu mehr Selbstwertgefühl und -vertrauen verhelfen. Das stellte er auf so eindrückliche Weise vor, dass es dem Publikum selbst bei Ablauf der vorgesehenen Zeit nur recht war, dass Titus einfach weitererzählte.

Aber dann wurde es am Ende noch Zeit, neben Danksagungen die Gewinner des bereits erwähnten Pitches auszurufen. Durchgesetzt haben sich in diesem Fall ichó und bettervest. Den späteren Hauptpreis des Summit-Finales haben jedoch die SolarSisters gewonnen.

Und das war es dann auch inhaltlich. Die Summit Party lud zu weiteren Gesprächen und zum Tanzen ein.

Das Hilfswerft kann nur sagen: Tschüß ImpactSummit 2017, wir freuen uns auf das nächste Jahr!

Hilfswerft-Team auf dem ImpactSummit 2017

 

3 Antworten

  1. 1. November 2017

    […] Eine Zusammenfassung des Events kann man sich hier durchlesen. […]

  2. 22. Dezember 2017

    […] mit dem Social Impact Lab Duisburg haben wir einen einmaligen und wahnsinnig inspirierenden Impact Summit auf die Beine gestellt. Wir haben das erste Poster herausgebracht, mit einer Übersicht der Social […]

  3. 24. September 2019

    […] Mehr zum ImpactSummit gibt es hier. […]

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